Full text: Deutscher Dichterhain

7. Sich im Spiegel zu beschaun, 14. Gesell' dich einem Bessern zu, 
Kann den Affen nur erbaun. Daß mit ihm deine bessern Kräfte ringen. 
Wirke! nur in seinen Werken Wer selbst nicht weiter ist als du, 
Kann der Mensch sich selbst bemerken. Der kann dich auch nicht weiter bringen. 
8. Willst du, daß wir mit hinein 15. Großer Menschen Werke zu sehn, 
In das Haus dich bauen, Schlägt einen nieder; 
Laß es dir gefallen, Stein, Doch erhebt es auch wieder, 
Daß wir dich behauen! Daß so etwas durch Menschen geschehn. 
9. Leute, welche müßiggehn, 16. Um nicht übles zu erleiden, 
Ärgert es, daß andre schaffen. Gnügt es nicht, selbst keins zu thun; 
Wo sie einen Jagdhund sehn, Auch den Schein mußt du vermeiden, 
Müssen Straßenhunde klaffen. Dann muß man dich lassen ruhn. 
10. Den Kohl, den du dir selber gebaut, 17. Luft und Well', Elementengeister, 
Mußt du nicht nach dem Marktpreis Können nicht widerstehn der Erregung; 
schätzen; Aber des Menschen Geist kann Meister 
Du hast ihn mit deinem Schweiß betaut, Werden seiner Gemütsbewegung. 
Die Würzʒe läßt sich durch nichts ersetzen. 18. Deines Herzens Gte 
11. Auch der Reichtum ist eine Kraft, Magst du daran erproben, 
So gut wie Weisheit und Stärke, Ob du von ganzem Gemüte 
Kann werden nicht minder ehrenhaft Das Gute kannst an deinem Todfeind 
Verwendet zum Menschheitswerke. loben. 
12. Sei freundlich beflissen, 19. Am Abend wird man klug 
In deinem Hause den Pilger zu laben, Für den vergangnen Tag, 
Weil, ohn' es zu wissen, Doch niemals klug genug 
Schon manche so Engel bewirtet haben. Für den, der kommen mag. 
13. Auf das, was dir nicht werden kann, 20. In jedem Klotz, in jedem Stein 
Sollst du den Blick nicht kehren; Ein Götterbild versteckt mag liegen; 
Oder ja, sieh recht es an, Doch muß, wer es heraus will kriegen, 
So siehst du gewiß, du kannst's entbehren. Bildschnitzer oder Bildhauer sein. 
Die Weisheit des Brahmanen. 
Vier Kräfte nenn' ich dir am Menschen; mangelhaft 
Zu nennen sind die vier vor einer fünften Kraft. 
Der Trieb im Menschen, wenn er einen Gegenstand 
Ergreifen will, streckt er zuerst danach die Hand. 
AUnd ist der Gegenstand der Hand nicht zu erlangen, 
So ist anstatt der Hand der Fuß danach gegangen. 
Wo auch das Fliehnde dort will deinem Fuß entweichen, 
Da mag es noch dein Wort, dein Rufen es erreichen. 
Doch weiter als dein Wort, als deine Stimme, dringt 
10 Dein Auge, das dir nah heran das Fernste bringt. 
Ju Fernen aber, die du mit des Blickes Schweifen 
Nicht kannst ermessen, kannst du mit Gedanken greifen.
	        
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