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Napoleon hatte die Uebermacht. Die preuß. Truppen wurden bei Jena
u. Auerstädt (14. Octbr.) gänzlich geschlagen; die Festung Magde¬
burg ging verloren und so drangen die Franzosen ohne Aufenthalt
bis zur Oder vor (Einzug Napoleons in Berlin 27. Nov.).
Fast alle Festungen des Landes gingen nun an den Feind verloren,
nur Colberg (Gneisenau, Nettelbeck — Schill) und Thorn hielten
sich bis zum Frieden. Die Polen, also auch die preuß. Polen, traten
auf die Seite der Franzosen; diese selbst setzten über die Weichsel und
betraten das eigentliche Preußen. Obgleich die Preußen durch den
entschlossensten Widerstand in den Schlachten bei Eylau (am 7. u. 8.
Febr. 1807) und Friedland (14. Juni) ihre alte Tapferkeit be¬
währten, so mußte doch der König, da es ihm an Truppen fehlte, in
den Frieden (zu Tilsit 9. Juli) willigen, durch welchen er die
Hälfte seines Reiches verlor. Aus diesen und andern geraubten Län¬
dern setzte Nap. ein neues Königreich zusammen, welches er seinem jüng¬
sten Bruder gab und das er Königreich WestpHalen nannte.
19. Nach dem Tilsiter Frieden ließ es sich Friedrich Will), ange¬
legen sein, durch vortreffliche Einrichtungen (Aufhebung der Leibeigen¬
schaft und des Zunftzwanges; neue Städteordnung; Gewerbefreiheit)
die ihm gebliebenen Länder wieder zu heben (Stein, Hardenberg,
Scharnhorst. Gneisenau. Königin Louise f 19. Juli 1810).
Napoleon konnte aber nicht ruhen. In Spanien hatte er den
König verjagt und auch dort einen seiner Brüder zum Könige gemacht.
Mit Oesterreich fing er (1809) von Neuem Krieg an und zog (1812)
mit einem furchtbaren Heere auch gegen Rußland, wozu ihm selbst
Preußen Hilfstruppen liefern mußte. Zwar schlug Nap. die Russen
und zog in ihre Hauptstadt Mo s k a u ein, allein da die Russen diese
in Brand steckten und ihm alle Nahrungsquellen abschnitten, so war
Nap. zum Rückzüge gezwungen, der bald zur wildesten Flucht wurde.
Gräßliche Kälte, Hunger und das Schwert der Russen vernichteten sein
ganzes Heer. Nap. eilte nach Paris, sammelte in Eile ein neues Heer,
zu welchem auch Baiern, Sachsen und Würtemberg Truppen
lieferten und erneuerte im folgenden Jahre (1813) den Krieg gegen
Rußland.
Preußen aber hatte sich jetzt mit Rußland verbündet und der Kö¬
nig rief sein ganzes Volk zu den Waffen (17. März „Aufruf an mein
Volk"). Alles folgte willig seinem Rufe und zog mit freudigem Muthe
dem Feinde entgegen (Landwehr, Landsturm. Stiftung des eisernen
Kreuzes). Zwar wurde das vereinigte Heer der Preußen und Russen
in den ersten Schlachten bei Lützen und Groß-Görschen (2. Mai.)
Scharnhorst fällt) und bei Bautzen und Wurschen (20. u. 21. Mai
durch die Uebermacht der Feinde zurückgedrängt; zwar sahen sich die