Full text: Allgemeines und Deutsches Reich (Teil 1)

9 
wirtschaft von größter Wichtigkeit für die Bolksernährung, die Volks¬ 
gesundheit und die Wehrkraft eines Landes. 
Während der Mensch anfangs nur einen kleinen Teil des Landes 
bebaute, zwang ihn der größer werdende Bedarf des anwachsenden 
Geschlechtes dazu, immer neue Bodenflächen unter den Pflug zu 
nehmen. Die Fruchtbarkeit der Äcker mußte aber abnehmen, je 
mehr dem Boden an natürlicher Kraft entzogen wurde. Die Not 
machte den Menschen erfinderisch. Er düngte den Acker, er benutzte 
immer vollkommenere Geräte, die es ihm ermöglichten, den Boden 
besser zu berarbeiten und größere Erträge zu erzielen. Neben dem 
Anball der Brotfrüchte und Gespinstpflanzen — Nahrung und 
Kleidung — pflegt er heute auch Obst- und Gemüsebau lind ver¬ 
schafft sich durch die Kultivierung früher ungenutzter Pflairzen 
(Kaffee, Tee, Zuckerrübe, Tabak usw.) inancherlei Genüsse. 
Außerdem lvandte er auch der Zucht der Haustiere iminer 
größere Aufmerksamkeit zu und sann darauf, auch die Produkte seiner 
B i e h w i r t s ch a f t sich und anderen mehr nutzbar zu machen als 
früher. (Molkereibetrieb, Mast) Auch Fischerei und Jagd wurden 
mit der Zeit in geordnete Bahnen gelenkt und ihr Betrieb nicht 
mehr dem Belieben des einzelnen überlassen, sondern dem Wohle 
der Gesamtheit dienstbar gemacht. (Schonzeit, Fischereiverträge.) 
Wo die Äcker auch bei sorgfältigster Bewirtschaftung nicht mehr 
genug brachten, um die Masse eines Volkes zu ernähren, mußte 
man darauf bedacht sein, dem Mangel abzuhelfen. Die Alten suchten 
das Heil in der Abwanderung, und auch in unserer Zeit ist die 
Auswanderung nach dünnbevölkerten Teilen der Erde bem Menschen 
oft ein Mittel, seine wirtschaftlichen Verhältnisse zu verbessern. 
(Deutschland in der Mitte des 19. Jahrhunderts, Italien, Ungarn, 
Rußland, Rumänien, China.) Aber sie ist kein empfehlenswertes 
Mittel, da sie der Heimat einen Teil der Volkskraft entzieht. In 
dicht bevölkerten Staaten tritt daher häufig die Notwendigkeit 
ein, Nahrungsmittel von andern Völkern zu kaufen uitd sie entweder 
mit Geld oder andern Gütern zu bezahlen. Die Zahlung nur mit 
Geld müßte naturgemäß einen Mangel desselben in deut zahlenden 
Lande hervorrufen. Dagegen hat sich als geeignete Maßregel gegen 
die dadurch droheirde Verarmung die Erzeugung anderer Güter und 
deren Verkauf erwiesen. 
Neue Güter erhält der Mensch dltrch Be- und Verarbeitung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.