Full text: Allgemeines und Deutsches Reich (Teil 1)

900 000 t gehabt, den wir an unsere Abnehmer (Schweden, Däne¬ 
mark, England) verkaufen konnten. Das ist aber nicht geschehen, 
sondern wir haben sogar 2,4 Milk, t inehr vom Anslande eingeführt 
als an dasselbe abgegeben. Es sind demnach 3,3 Mill. t oder 24"» 
des Ernteertrages an Brotfrüchten infolge niedriger Preis- und 
schlechter Absatzverhältnisse verfüttert worden, was zwar sehr unwirt¬ 
schaftlich, aber eine notwendige Folge der starken Einfuhr war. 
(Handelsinteresse!) Nun war die Ernte 1903 zwar eine sehr günstige; 
aber trotzdem lassen diese Zahlen ersehen, daß der deutsche Getreide¬ 
bau unter der ausländischen Konkurrenz schwer leidet. 
Um den Absatz nach dem Auslande zu heben, sind in den 
Ostseeplätzen Transitläger eingerichtet worden; (Veredelungsverkehr) 
für das ausgeführte Getreide werden Prämien in Form von Ein¬ 
fuhrscheinen gewährt, mit denen der Zoll für eingeführtes Getreide 
beglichen werden darf. Im Interesse des Handels sind anderseits 
auch Einfuhrerleichterungen zugestanden worden. Dahin sind zu 
rechnen die Gewährung von Zollkrediten und die Einrichtung der 
Mühlenkonten. (Große Mühlen dürfen 20 % mehr Getreide zollfrei 
einführen, als sie an Mehl nach dem Auslande ausführen.) Dem 
inländischen Absatz dienten neben den schon erwähnten Mitteln auch 
die Staffeltarife, die den Transport vom getreidereichen Osten nach 
dem dicht bevölkerten und daher viel verbrauchenden Westen ver¬ 
billigen sollten. Da aber ausländisches Getreide auf dem Wasser¬ 
wege billiger befördert werden kann, ist der Zweck der Staffeltarife 
nicht erreicht worden, und die Gesetzgebung hat sie daher wieder 
beseitigt. 
Haupthandelsplätze für Getreide sind Berlin, Hamburg, Stettin, 
Königsberg i. Pr., Danzig, Posen, Breslau, Magdeburg und für 
Süddeutschland Mannheim. 
6. Bierbrauerei. Der Reichtum Deutschlands an Gerste und 
die Erträge an Hopfen (siehe diesen) begünstigen die Biererzengung, 
und der sprichwörtliche Durst unseres Volkes, verbunden mit der 
Güte des „Stosses", die ihn auch andern Völkern schätzenswert 
machte, ließen die Produktion so sehr anschwellen, daß noch große 
Mengen Gerste, Malz und Hopfen vom Auslande bezogen werden 
mußten. (Gerste für 164,7 Mill. Mark aus Oesterreich-Ungarn, 
Rußland und Rumänien, Malz für 22, Hopsen für 5y4 Mill. Mark 
aus Böhmen und Mähren.)
	        
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