954 Europa. Die mitteldeutschen oder thüringischen Herzog- und Fürstenthümer.
Der 1431' h. Ettersberg im NW von Weimar, mit Lustschloß und köstlicher
Aussicht, der Wetterprophet des Landes, ist die bedeutendste Erhebung um Weimar,
die Jenaischen Höhen, besonders der Landgrafenberg, erheben sich am meisten um
Jena; der Gickelhahn, 2652', mit seiner berühmten Fernsicht bei Ilmenau;
im Eisenachschen ist der Breitenberg bei Ruhla 1920', die Wartburg bei
Eisenach 1316', sind die Hörselberge, die in ihrer Gestaltung an den Rigiculm
erinnern sollen und reich an Spalten sind, an die sich sonderbare Sagen anschließen;
Vacha an der Werra liegt 740, Creuzburg desgl. 550' h., Eisenach bis 700, Ruhla
bis 1086, Ilmenau bis 1526, Weimar bis 720, Büttstedt 650, Apolda 550, Jena
400' h. — Der O gehört der Saale mit der Ilm an, der 80, Neustadt, durch
die Orla und Elster; das Fürstenthum Eisenach, nur im NO von der Unstrut berührt,
wird von der Werra durchflossen, welche die Hörsel mit der Nesse, die Felde und
Ulster aufnimmt; die in Baiern liegende Enklave Ostheim gehört dem Maingebiet
durch die fränkische Saale an.
Der Boden zum großen Theil fruchtbar und fehr fruchtbar, gegen 56°/,) Acker¬
land, über 25 Waldung, über 9 Wiesen, über 2 Garten und Höfe, gegen 7 '/2 Triften
und Wege, 34 % Gewässer; besonders fruchtbar das an der Unstrut gelegene Amt
Allstedt. B erg bau nur beschrankt, Braunkohlengruben bei Kalt-Nordheim im
Eisenacher Oberlande, Steinkohlengruben zu Kammerberg unfern Ilmenau, Sa¬
linen zu Stotternheim, der Wilhelm-Glücksbrunn bei Creuzburg an der Werra;
Mineralquellen zu Berka an der Ilm, zu Ruhla, zu Rastenberg, in Ilmenau ist
Kaltwasseranstalt; viele Steinbrüche und Thongruben, Gyps, Kalk, Schiefer, Thon.
An Zugvieh war 1840 vorhanden: außer 375 Reitpferden gegen 12,000 Zugpferde,
über 12,000 Zugochsen, gegen 13,000 Zugkühe, im Ganzen gegen 37,000 Haupt.—
Ackerbau ist Hauptgewerbc, weniger ausgebildet das Fabrikwesen: Strumpf-
wirkerei besonders zu Apolda und Auma, Weberei, Tuchmacherei besonders zu Neu¬
stadt an der Orla, Triptis und Weida, mehrere Kammgarnspinnereien, Farbewaaren-
Fabriken besonders zu Eisenach, Pfeifenkopffabriken zu Empfertshauscn, Fifchbach und
Ruhla, wo auch viele Eisen- und Messerschmidtwaaren gefertigt werden; einige Por¬
zellan- und Papierfabriken. Für geistige Bildung ist sehr viel geschehen; Weimar
war zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts unter Karl August die
Wohnstätte der berühmtesten Geister in Deutschland, v. Göthe, v. Schiller, Wieland,
Herder u. v. a.; Gesammt-Universität Jena für die Sächsisch-Erncstinischen Länder,
1557 gestiftet; 2 Landfchullehrerseminare zu Weimar und Eisenach, 2 Gymnasien zu
Weimar und Eisenach, 2 Real-, 69 wohleingerichtete Bürger- und Stadtschulen, 455
Landschulen, die über 130,000 Bände starke großherzogliche Haupt-, und die Militär-
Bibliothek zu Weimar, Regierungsbibliothek zu Weimar, das freie Kunst-Institut zu
Weimar mit ihren Zweiganstalten zu Jena und Eisenach; Forstlehranstalt ebendaselbst,
3 freie Gewerkschulen, 2 Taubstummen- und Blindenanstalten. — In kirchl icher
Beziehung sind die Bewohner zu allermeist Glieder der lutherischen Kirche, die 301
Pfarrkirchen in 24 Kirchsprengeln unter 2 Generalsuperintendenten zu Weimar und
Eisenach; gegen 7000 Reformirte, gegen 12,000 Katholiken mit 10 Pfarr-, 8 Tochter¬
kirchen, 5 Kapellen, 15 Geistlichen; 1500 Juden in 9 Gemeinden mit 1 Landrabbiner.
Der Staat seit 1815 ein Großherzogthum; das Fürstenhaus ein Zweig des
Sächsisch-Ernestinischen Fürstenhauses, dieses durch Churfürst Ernst, den
Sohn Friedrich II. des Sanftmüthigen, den Bruder Alberts von Meissen, 1464
bis 1486 gestiftet. Das Sächsisch -Ernestinische Fürstenhaus wiederholt durch mehrere
Söhne in Nebenzweige getheilt und durch Erlöschen der einzelnen Zweige wieder vereinigt,