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Europa. Das Großherzogthum Hessen-Darmstadt.
Basaltpartien umlagert. DaS rheinische Schiefer ge birg e (Thonschiefer und Grauwacke)
tritt in der Wetterau und im Hinterlande, hin und wieder von Diorit und Schalstein unter-
brachen, am mächtigsten auf. Daß To dt lieg ende findet sich an mehrern vereinzelten Stellen,
die aber mit einander in Verbindung zu stehen scheinen, im N, in der Wetterau, am NEnde
des Odenwaldes, um Nierstein in Rheinhesten. Der bunte Sandstein umfaßt die ganze
östliche Seite des Odenwaldes, umschließt die Basaltmaste des Vogeltzbergeö auf 3/4 ihres Um¬
fangs, und verbreitet sich davon nach NW, an den rheinischen Schiefer sich anschließend, sein
nördlichstes Auftreten in Hessen ist in der Herrschaft Itter. Die Kupferschieferformatton
ist in Hessen in der Wctterau und in der Herrschaft Itter vcibreitet, und besteht aus Mergel,
Rauhkalk, Stinkkalk, Zechstein und Kupferschiefer. Muschelkalk tritt auf der Ostseitc des
Vogclsberges, bei Michelstadt und Erbach im Odenwalde, ferner um Wimpfen am Neckar auf,
wo auch der Keuper allein vorkömmt. — Die Tertiärsormationen gehören alle der
mittelrheinischen Tertiärablagerung des Mainzer Beckens an, welches, von Taunus,
Vogelögcbirge, Spessart, Odenwald, Schwarzwald, Hard und Vogesen umschlossen, von einem
Binnensalzsee überfluthet war, der seinen Abfluß durch das Rheinstromthal erhalten hat, später
ein kleineres Süßwasserbecken bildete, das auch nach und nach trocken gelegt wurde. Me eres -
sand und Sandstein, sehr reich an Mecresconchylien, Haifischzähncn, Meeressäugethicrresten,
unterer Braunkohlenletten, reich an Versteinerungen, arm an Braunkohlen, Süß-
wasserkalk, Cerithienkalk, Litorinellenkalk, oberer Braunkohlenletten, reich
an Braunkohlen und fast allgemein, besonders in der Wetterau verbreitet, oberer Sandstein
und knochenführender Sand, mit den Ueberresten großer Landsäuger sind von unten nach
oben die einzelnen Schichten. Das Diluvium oder Fluthland wird aus kalkig-sandigen
Massen, Löß genannt, autz Geröll- und Sand schichten gebildet, in der Wetterau und in
Rheinhessen ist Lehm verbreitet, der die große Fruchtbarkeit dieser Gegenden bedingt. Das
Alluvium oder Schwemmland besteht aus einer großen Sandablagerung, welche sich aus
der ganzen rechten Rheinseite bis an die Bergstraße erstreckt, bis zum Main hin verbreitet und
die große Ebene zwischen Main und Rhein, 'zwischen Hanau und Darmstadt bedeckt, hin und
wieder mit Torfablagerungen, besonders in der großen Sumpfniederung des Riedes.
Fassen wir die einzelnen Gebirge rücksichtlich ihrer Gebirgsarten und nach der durch
sie bedingten Bodenform und Bodenbeschasfenheit, und allen den Verhältnissen des
Pflanzenlebens und Anbaus näher ins Auge, welche für die Charakterisirung des Landes von so
großer Wichtigkeit sind. Der Odenwald zerfällt gcognostisch in den granitischen West-
Odenwald, in den östlichen Sandstein-Odenwald. Der granitische West-Oden¬
wald, dessen Gesteine schon oben angeführt sind, hat keine großartigen, schroffen Feltzpartien,
die höhern Berge meist abgerundete Formen in vielgestaltigem Wechsel, nur hin und wieder in
den Querthälern durch Wasser bloögelegte schroffe Fclsenwändc; das Urgcbirge vielfach zerspalten;
eine große Gcbirgsniedcrung durchzieht als breites, hügelbedecktcS Längenthal von Birkenau
unfern Weinheim den WOdenwald von 8 nach N, durch die Höhe um Ncunkirchcn in einen
nach 8 geneigten, von der Weschnitz durchfloffencn 8-, in einen nach N abfallenden Theil, das
Gersprenzthal, getheilt^; die Querthälcr sind meist eng, die steilen Waldgehänge biö zur Thalsohle
herabreichend. Ungefähr die Hälfte ist Wald bedeckt, die Wälder bestehen vorzugtzweis aus
Laubholz in durchschnittlich gutem Bestände, große Forsten, mittlere und kleinere Wälder und
Bestände wechseln mit einander; steile Böschungen und höhere Kuppen gehören ausschließlich dem
Waldbau an, so die steilen, kegelförmigen Berge des Melidocns und des Frcnkensteins; andere
Bergmassen mit breiten Rücken oder ausgedehnten Plateaus, wie der Gebirgszug von Heppen¬
heim nach Brensbach, zeigen eine Unterbrechung der Waldkultur durch Feldbau; ziemlich deutlich
ist die herrschende Waldregion bezeichnet; das abwärts der Grenzlinien der zusammenhängenden
Waldungen liegende Land ist fruchtbar und bietet eine stete Abwechslung zwischen Feld, Wiesen
und zahlreichen kleinen Waldbeständen, wodurch der Odenwald einen eigenthümlichen Reiz erhält.
In jedem, auch dem kleinsten Thälchen findet man stets fließendes Wasser, die Quellen
zahllos, nicht sehr stark, ihr Wasser gut, der Wasscrlauf mit einem scharf begrenzten Wiesen -
gründ eingefaßt, an ihrem Saume zumeist Nußbäume; die größern Bäche sind zumeist 100
bis 400' br., 50—100' tief ins Hügel- und Bergland eingeschnitten. Vcrhältnißmäßig eine
sehr große Anzahl von Wohnorten, Dörfern, Dörfchen, Weilern, Höfen und Mühlen, zumeist
kleine Besitzungen, die Häuser meist gruppenweis beisammen; leicht ist die Anlage von Wegen
und Straßen, fast nirgends bedeutende Hindernisse. Das nördlich vorliegende T odtlie g ende
rst im Ganzen fruchtbar, hat geringe Erhebungen, ist zum größten Theil laubwaldbedeckt, die
große Dieburger Haide.
Anders der östliche oder Saudstein-Odenwald, regelmäßig geschichtet der bunte
Sandstein, an einzelnen, senkrechten, engen Klüften hin und wieder zerrissen, die das Gestein in