Full text: Die europäisch-germanischen Staaten (Theil 1, Abth. 2, 1, A)

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Europa. Das Thierreich und seine Erzeugniffe. 
Elennthier hat seine Polargrenze unter 64 — 65°, seine West- und Südgrenze lauft 
von Mittelschweden nach 8 zur Weichselmündung, und über Warschau zum Kaukasus, 
die Aequatorialgrenze des Rennthiers durchschneidet Skandinavien 62 — 63°, geht 
nahe zum weißen Meer bei Archangel, und senkt sich nach 80, unfern Kasan den 
Ural erreichend. Eine beschrankte Verbreitung haben der Auerochs am obern Laus des 
Riemen in Litthauen, am Westkaukasus, das fliegende Eichhörnchen in den Waldungen 
zwischen dem bottnischen Meerbusen und dem weißen Meere. 
tz. 29. Bedeutend ist die europäische Viehzucht. Der gegenwärtige Vieh- 
stand in Europa laßt sich auf 30 — 32 Mill. Pferde, auf 2 Mill. Esel, 3/4 Mill. 
Maulthiere, auf gegen 90 Mill. Rinder, über 240 Mill. Schafe/ 17 Mill. Ziegen, 
40 Mill. Schweine, 100,000 Kameele in Rußland, 36— 40,000 Stück Rennthiere 
in Skandinavien, der Werth aller dieser Thiere laßt sich auf fast 4000 Mill. Rthlr. 
annehmen. 
An Pferden besitzt Rußland 14, Großbritannien 2!/2, Frankreich 2'/2, 
Oesterreich 2-,/3, Preußen 1 '/2 / die übrigen deutschen Bundesstaaten zusammen eben 
so viel, Spanien '/2 Mill., Schweden und Norwegen 600,000, Dänemark 260,000, 
Belgien 250,000, Holland 206,000, Portugal 110,000, Italien 350,000, Schweiz 
145,000, hierzu treten in Spanien 800,000 Esel und 300,000 Maulthiere, in 
Italien deren 350,000 und 175,000, in Frankreich 415,000 und 375,000, in 
Portugal 150,000 und 60,000; unbedeutend ist verhaltnißmaßig deren Zahl in den 
übrigen europäischen Ländern. 
Die russischen Pferde zeichnen sich durch ihre Ausdauer, die meklenburgischen, 
englischen, andalusischen durch ihre Schönheit, die englischen Renner durch ihre Schnel¬ 
ligkeit aus, die polnischen, schottischen, schwedischen sind sehr klein; viel ist in vielen, 
namentlich den deutschen Ländern für Hebung der Pferdezucht durch Einführung edler 
Rassen geschehen; in neuester Zeit hat man an mehreren Orten angefangen, Pferde¬ 
fleisch zu essen; nicht unbedeutend ist die Menge von Roßhaaren, welche aus Ru߬ 
land ausgeführt werden; sonst werden die Pferde nur als Arbeitsgehülfen und Be¬ 
wegungskräfte gebraucht, ihre Felle werden zu Leder verarbeitet, ihre Knochen und Mist 
zum Düngen verwendet. 
§.30. Rinder aller Art sind in Rußland 25, in England 15, in Oesterreich 11, 
in Frankreich 9 >/2, in Preußen 5, in den deutschen Bundesstaaten 8, in Spanien und 
Portugal 4 '/2, Italien 3 y2, in Schweden und Norwegen 1 */5, in Holland 1, in 
Belgien fast 1, in der Schweiz 4/5 Millionen anzunehmen, meist als Arbeitsgehülfen 
beim Ackerbau, nur auf den Alpen und andern hohen Gebirgen, in den wiesenreichen 
Niederungen, in den weilen südrussischen Steppen-, in den ungarischen und italienischen 
Sumpfebenen, wo auch der Büffelochse häufig angetroffen wird, als unbeschäftigte 
Rinderheerden. — Die Rinder gewähren nicht nur Arbeitskräfte und den nöthigen Dün¬ 
ger für dieAecker, sondern in ihrem Fleisch, in ihrer Milch, die theils roh genossen, 
theils zur Butter- und Käsebereitung benutzt wird, kräftige Nahrungsmittel, der 
Talg, ihr Fett, einen Fabrikstoff. Ihr Verhältniß zur Volkszahl ist darum ein wich¬ 
tiges, in den verschiedenen Ländern aber ein verschiedenes; Holland, Dänemark, die 
Schweiz, die Weichselniederungen liefern viel Butter und Käse, treiben damit einen 
großen Handel, auch in England und Jreland ist die Butter- und Käseerzeugung be¬ 
deutend, doch bedarf England noch der Butterzufuhr. Die Talgausfuhr aus Ru߬ 
land beläuft sich auf 150—180 Mill. Pfund, die über 16 Mill. Rthlr. werth sind. 
Die jährliche Buttererzeugung von Europa wird auf 1500, die des Käses auf 3600 
Millionen Pfund angenommen.
	        
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