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Europa. Die Schweiz oder das Jura-Alpenland.
nach IV das Plateau von Basel, das Ergolzthal mit seinen Nebenthalern, das Birsthal,
seine höchsten Punkte der Holzenberg bei Zyfen 2320, die Gempenflue 2345' h., viele
Burgen, Dorneck, Birsegg auf hö'hlenreichem Gestein, Reichenstein, Mönchenstein,
Wartenburg, von der Schauenburg schöne Alpenansicht; an den Thalwänden Weinbau,
auf der Platte wenig, vorherrschende Viehzucht, Käserei, Sommerung von Rindvieh
und Pferden, Feld- und Wiesenbau, Holzhandel, Seidenbandwebereien, Eisenwerke,
die Ortschaften meist wohlgebaut, zahlreich. Seit der Revolution von 1832 in zwei
Theile, in Basel-Stadt und Basel-Landschaft getheilt.
a. Basel-Stadt, 31,000 E. Basel, Basilea, Bäle, alte Stadt, schon zur Römerzeit,
bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts eine freie deutsche Reichsstadt, seit 1501 dem Schweizer¬
bunde beigetreten, die Hauptstadt, die reichste und größte Schwcizerstadt, auf der linken und
rechten Rheinseite gelegen, hier Klein-, dort Groß-Basel, durch eine 28' breite, 630' lange
Brücke mit einander verbunden, von Mauern, Graben und Wallen umgeben, die Straßen meist
eng, krumm, steil, alterthümlich; sehr frühzeitig enttvickclte sich hier das Bürgerthum, bekannt
ist der Basler Treue gegen den von der Mehrzahl der Churfürsten gewählten Kaiser Friedrich 1.
und Ludwig den Baier, zur Zeit des bekannten Basler Concils 1431—1448 hatte es 40,000 E.,
von Pest und Erdbeben oft heimgesucht: im 14. Jahrhundert starben in 20 verschiedenen Malen
über 60,000 Menschen an der Pest und dem schwarzen Tod; sehr bedeutend das Erdbeben von
1336; seit 1718 wurde keinem Fremden das Bürgerrecht, seit 1816 an Schweizer für 1200,
an Ausländer für 1500 Frauken verliehen; jetzt c. 28,000 E., unter den Gebäuden besonders
der alte Dom oder Münster, durch Kaiser Heinrich II. 1010—1019 in byzantinischem Ge¬
schmack gebaut, nach dem großen Erdbeben 1356 im gothischen Spitzbogenstyl wieder hergestellt,
1490 vollendet; aus rothem Sandstein, 2 Thürme, 205 und 200' h., reich verzilrte Eingangs¬
pforten, schön verzierte Kanzel, Taufstein und Chorstühle, große Orgel; Grabmal der Kaiserin
Anna 1281, des Eratzmus von Rotterdam 1536 u. m. a.; Saal, in dem das letzte große,
freie Kirchenconcil 1431 — 48 gehalten wurde, bei dem 11 Kardinäle, 3 Patriarchen, 12 Erz¬
bischöfe, 110 Bischöfe, 90 hohe Prälaten, 6 weltliche Fürsten, viele Gelehrte, Geistliche und
Abgeordnete fast aus ganz Europa, selbst der Kaiser 7 Monate lang, anwesend waren; früher
sehr reicher und merkwürdiger Kirchenschatz, die 1834 an Basellandschaft gekommenen 2/3 sind
schnell in Geld umgesetzt und verschleudert worden; der Kreuzgang an der 8Seite mit Oecolam-
padiuö und GrynäuS Denksteinen. St. Martinökirche die älteste, Oecolampadins führte hier
zuerst den Gesang deutscher Psalmen ein; in der St. Peters kirche ist eine schöne Orgel, sind
die Grabstätten vieler berühmten Basler; das 1508 — 27 im burgundischen Style erbaute
Rath Haus, mit Schnitzwerken und Gemälden, datz Zeughaus, früher sehr reichhaltig, hat
die meisten Merkwürdigkeiten an Basel-Landschaft abgeben muffen, Harnisch Karl des Kühnen;
das neue Spital, das neue Museum, das Zuchthaus, mehrere Brunnen, das alte Unlversttäts-
gebäude früher Bischoförestdenz, der Seioenhof mit Rudolph von Habsburgs Statue, das HauS
zum Luft, früher Erasmus Wohnung und Frobens erster Bibeldruck, im ehemals Ochsischen,
jetzt Burkhardschen Hause wurde 1795 der Basler Friede zwischen Preußen nnd Frankreich
unterzeichnet, vor dem Aeschenthor steht das Denkmal der in der Schlacht St. Jakob gefallenen
Schweizer. Das neue Museum enthält alle früher zerstreuten Sammlungen, die 40—50,000
Bände starke, an Manusklipten und Handschriften reiche Bibliothek, mit vielen Merkwürdig¬
keiten, die Sammlung römischer, meist bei Augst gefundener Alterthümer, das Münzkabinet
mit c. 12,000 Münzen, die Kunstsammlung mit sehr werthvollen altdeutschen Gemälden,
namentlich von Holbcin, Vater und Sohn, und auch Gemälde aus der neuesten Zeit, das
naturhistorische Museum ist besonders reich an Versteinerungen, hat eine reiche Bibliothek,
schönen physikalischen Apparat; das anatomische Kabinct, das Frey-Grynäische Institut zur
Förderung der Theologie, mit 10,000 Bände starker Bibliothek; botanischer Garten vor
dem Aeschenthore, mit den Herbarien von Bauhin, Lachenal, Hagenbach; v. Speyers Künst¬
elnd Alterthumtzsammlung; viele schöne Stand- und Ansstchtspunkte. Basel ist der Geburtsort
von vielen berühmten Gelehrten: Euler, Bernouilli, Grynäuö, Buxtorff, Wettstcin, von mehrern
Künstlern: die Maler Hans Holbein (sein berühmter Todtentanz ist nur theilweis erhalten),
Lauterburg, Mieville. Heß, die Kupferstecher Thnrncisen und die Merlane, hier waren die
berühmten Druckereien von Hans Frobenius, Hans Amerbach, Nicolaus Bischof, aus denen
hiele Prachtdrucke hervorgegangen; die Universität, 1460 gestiftet, 1817 erneuert, 1834 bei der
Trennung von Baselland durch Baselstatt mit großen Opfern ihrem Untergänge entrissen, zählte
zu allen Zeiten unter ihren Lehrern berühmte Männer; Erasmus, Glarean, Reuchlin, Pellican,
pie Wettsteine, Bauhine, Bernouillis, Meriane, Ammerbach, Jselin, Lachenal, Grynäus, Zwinger,