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Europa. Das Königreich Belgien.
jedoch nahe der französischen Grenze bedeutende Strecken öden, unbebauten Haidelandes
liegen; die Provinz Lüttich besitzt aus der linken Seite des malerischen, wahrhaft schönen
Maasthals einen außerordentlichen reichen und fruchtbaren Boden, besonders in dem
dadurch berühmten Bezirk von Hesbaye, auf der rechten Maasseite dagegen ist das Land
keineswegs so fruchtbar, liegen noch große Strecken unkultivirten und sterilen Bodens;
die Provinz Limburg hat vorherrschend trocknen, sandigen Boden, der nur mit einer
sehr dünnen Humusflache bedeckt ist; von der Provinz Luxemburg besitzt der eine Theil
einen sehr guten, zum Weizenanbau vortrefflich geeigneten Boden, der andere in den
Ardennen gelegene ist fast noch völlig ohne Anbau, obgleich er zum größten Theil
desselben fähig ist.
Die Ardennen bestehen vorwaltend aus Schiefergebirge, das sich bis
Sedan, Mons, Namur, Lüttich, Mastricht verbreitet, Dachschiefer besonders an
der Glan und Ambleve, zum Theil von bedeutender Mächtigkeit, 20 — 55', bei Fumai
an der Maas bis 100' mächtig, hin und wieder von Wetz- und Alaunschiefer
begleitet; Lager von Uebergangskalk sind überall verbreitet, der Kalkstein meist
blau, selten gelb, dicht und fest, häufig mit Versteinerungen, Crinoiden, Terebrateln,
Produkten, Spiriferen, hin und wieder Kalkbreccien; Sandsteine, nicht selten
in glimmerreichen Thon übergehend, häufig, hin und wieder Alaunstein; erzfüh¬
rende Ablagerungen mitten im Kalksteingebict; mächtige Steinkohlenlager be¬
sonders im Becken von Lüttich, um Mons, Marimont, Lüttich, Charleroi, Tournay^
doch auch um Namur.
Belgien ist reich an Steinkohlen, Eisen, Marmor, Dach-, Wetz- und
Al aun schiefer; treffliche Bausteine, guter Kalk, besonders in den südöstlichen Pro¬
vinzen. — Die jährliche Steinkohlen ausbeute beläuft sich auf 4 — 5 Mill.
Tonnen, 38—45 Mill. Frks. an Werth, wovon Hennegau allein durch mehr als
33,000 Arbeiter 3/+ liefert, mehr als ganz Frankreich zusammengenommen. Die
Eisenbergwerke befinden sich in den Provinzen Hcnnegau, Lüttich, Luxemburg,
Namur, Brabant; nicht unwichtig sind die Zink- und Bleigruben in Namur,
Lüttich, Luxemburg; die wichtigsten Zinkgruben liegen im Thale der Vesdre zu Cheneux
in der Gegend von Lüttich; Kupfer wird in Lüttich und Hcnnegau, Braunstein
in Lüttich, Schwefel und Alaun ebendaselbst gefördert. Zahlreiche Marmor¬
brüche im Hennegau, Namur, Lüttich, Luxemburg, besonders um Beaumont, Chimai,
Bouvigne, Rochesort, Marche, Dinant, St, Medard u. a. O., sehr geschätzt ist der
schwarze Marmor von Dinant; Dachschicserbrüche in Namur und Luxem¬
burg, der Schieferbruch bei Herbeimont liefert alljährlich 8 Mill. Steine, vorzügliche
feine und gröbere Schleifsteine, besonders zu Alt-Salm bei Luxemburg, jährlich
gegen 80,000 Stück. Gute Mühlsteine, im Kreidekalk trefflicher Feuerstein zu
Flintensteinen; gute Thon lag er in der Provinz Namur; berühmte Mineral¬
quellen zu Spaa, Ehaudfontaine, Tongres, Marimont.
§. 7. Die Flora bildet den Uebergang von der holländischen zur nordfranzösi-
schen und rheinischen, vielfach in den reichbebauten Bezirken verdrängt und verändert,
mehr Wald als in Holland, 545,363 Hektaren oder c. 3/13 der Oberfläche (1 Acre
— 3,92 preuß. Morgen), vorherrschend Laubwald, die ausgebreitetsten Waldungen in
den Provinzen Luxemburg und Namur, bei Brüssel der ausgedehnte Wald von Soigne,
die waldärmste Provinz ist Antwerpen, weite Striche, besonders in der letztern Provinz
und in den Ardennen, sind, wie schon gesagt, mit Haide bedeckt. Ausgezeichnet ist
Belgiens Obstbaumzucht, besonders vorzüglich sind die belgischen Birn- und
Aepselsorten; der Weinbau vernachlässigt, selbst in den noch zum Weinbau