Full text: Die europäisch-germanischen Staaten (Theil 1, Abth. 2, 1, A)

1524 
Europa. England. Die Malta-Inselgruppe. 
Kriege am 24. Juli 1704 durch ein kleines Häuflein kühner Soldaten, Engländer und 
Holländer, unter der Anführung des deutschen Landgrafen von Hessen-Darmstadt trotz 
seiner Festigkeit erobert und durch Traktat vom 13. Juli 1713 als englisches Besitz- 
thum anerkannt; in seiner Nahe wurden viele Seeschlachten geliefert, 1704, 1780, 
1782, 1801, sie und die etwas entfernter geschlagenen Seeschlachten von St. Vincent 
und Trafalgar zeugen von der Wichtigkeit dieser uneinnehmbaren Felsenfeste; alle Ver¬ 
suche, sie zu gewinnen, sind gescheitert. 
Gibraltar, eine aus dem Mittelmeer aufsteigende Felsenstadt, der Gibraltar- 
Felsen, ein altberühmter Berg, das Alube der Phönizier, das Kalpe der Griechen, 
der Gebe! Tarik, Berg des Tarifs bei den Mauren, ein 3kuppiger Kalksteinberg, der 
3 engl. Meilen lang von IN nach 8, 1350' h. nackt und steil aus dem Meere emporsteigt, 
in seinen Abhängen mehrere schöne Tropfsteinhöhlen, unter ihnen die Michaelshöhle; 
seine Schluchten der Aufenthaltsort der Affen, Cynocephalus, der einzigen in Europa, im 
8 der Spiegel des Mittelmeers, im W die brausenden Wogen des atlantischen Meeretz, 
die Aussicht vom Signalhaus hinüber über das Mittelmeer nach Afrika, hinaus auf das 
weite atlantische Meer, über Spanien, der Blick auf 2 Welttheile; das Klima bei der 
Nähe Afrikas das wärmste in Europa, die Isotherme von 180,, die Jsothere 22,,, die 
Isochimtne 13,8, der kälteste Monat 13,7, der heißeste23,3, selten Regen, fast kein Schnee 
und Eis, wenigstens nur sehr selten; der Berg trägt das Gepräge der Nacktheit, erzeugt 
310 verschiedene, viele subtropische Pflanzen; künstliche Gartcnanlagen durch aufgeführte 
Erde, Akazien, Oliven, Cypreffen, Johannisbrodtbäume, Silberpappeln, Zwergpalmen, 
Aloes, Oleander die häufigsten Bäume; die Lebensmittel darum theuer, Gemüse und 
Früchte aus Spanien, Fleisch aus Marokko. Die Festung reich mit Kanonen versehen, 
Felsen und Kanonen und andere große Kriegsgeschosse, zusammen 1000 an der Zahl, eine 
4000 M. starke Besatzung, die ganze Stadt, diese mit cingeschloffen, 15 — 20,000 E., ein 
buntes Völkergemisch. Die Häuser meist von Backstein oder Holz, nur sehr bedingter 
Comfort, die Stadt selbst unregelmäßig, die Waterport Street die Hauptstraße, die übrigen 
meist eng, winklig, schmutzig, schönes Hospital seit 1815, im maurischen Style aufgeführte 
evang. Kirche, Synagoge, das Gouverneurhaus früher Franziskancrkloster, die Alameda 
reizend. Englische Gesetze und Gerichtsverwaltung; sehr bedeutender Handel und Schiff¬ 
fahrt, schöne Landsitze, man lebt hier in England, Spanien und Afrika zu gleicher Zeit. 
8. Die Malta-Inselgruppe. 
Das alte Melita, im Alterthum von Phöniziern, Carthagern, Römern besessen 
und bevölkert, später von Vandalen, Gothen, Griechen, 870 von den Arabern, 1120 
von den Normanen, 1530 von den Johannitern, 1798 von Napoleon, 1800 von 
den Engländern in Besitz genommen, ihre Jnselfelscnwarte mitten im Mittelmeer, 
wichtiger Stationsort zwischen dem O und W desselben, mehr zu Afrika als zu 
Europa gehörig. 
Eine Hauptinsel Malta, 2 Nebeninseln Gozzo und Comino, zusammen 
8 V4 UMeilen, Malta 6, Gozzo 2, Comino ’/4 ÜMeile groß, 130,000 Einw. 
auf IHM. 13,000, im Kanäle von Malta gelegen, Meeresströmung von O nach W, 
heißes, aber gesundes Klima, milde Winter mit vielem Regen, viel Thau, viele 
Quellen und Cisternen, Schnee niemals, Hagel zuweilen, Stürme selten, heftige und 
unregelmäßige Windstöße im Winter, der abspannende Sirocco von SW, lästig, ermat¬ 
tend, oft furchtbar, besonders im Septbr., alltäglich abkühlende Seewinde, nie hört die 
Vegetation auf. 
Malta, das alte Melita, wo Paulus Schiffbruch gelitten (noch zeigt man die 
Paulusgrotte, den fraglichen Ort seines 3 Monate langen Aufenthalts, noch die 
Paulusbai, die Stelle, wo er den Schiffbruch erlitten haben soll), eine Insel, merk¬ 
würdig durch Schicksale, Boden und Leben; der Insel Glanzperiode die Zeit der Ritter 
des heiligen Johannis von Jerusalem, die, nach dem Verlust von Rhodus im 16. Jahrh.
	        
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