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4- Lippe und watdeck.
Das größere der beiden lippe'schen Fürstenthümer, nach seiner Haupt¬
stadt gewöhnlich Lippe - Detmold genannt (20 QM. mit 110,000 — meist
reformirten — Einw.), macht einen tiefen Einschnitt in die preußische
Provinz Westfalen, schließt einen Theil des Teutoburger Waldes in sich, der
hier lippe'scher Wctld genannt wird, und zieht sich bis in die Nähe der
Weser hin. Die bewaldeten Gebirgsketten zwischen Lippspringe und Horn
sind muthmaßlich der Schauplatz der Varusschlacht (S. f £.§.); darum .hat man
auch das Hermannsdenkmal, das leider noch nicht fertig geworden ist, auf
einem der benachbarten Berge, der Grotenburg, aufgerichtet. Bei Horn
selbst erheben sich über den Kamm des Gebirges hinaus die Erternsteine,
gewaltige Felsmassen, die Grotten einschließen, welche in der ersten christ¬
lichen Zeit zum Gottesdienste benutzt worden sind. Das im Süden hüge¬
lige und bewaldete, im Norden mehr ebene Ländchen wird von der Werre
durchflossen, an der auch die kleine, aber sehr freundliche Hauptstadt Det¬
mold (6) liegt; sonst ist noch Lemgo und das Bad Meinberg zu erwäh¬
nen. — Am westlichen Abhange des Waldgebirges beginnt die Senner¬
heide, deren Hauptheil zur preußischen Provinz Westfalen gehört. Auf
lippe'scher Seite wird diese Heide zur Zucht von Pferden benutzt, die frei
in der Wildniß umherlaufen.
Das Fürstenthum Schaumburg'Lippe ist ein Theil der alten Graf¬
schaft Schaumburg, deren anderer Theil zu Kurhessen gehört. Es ist ein
kleines Ländchen (10 QM. mit 20,000 Einw.) , das im Süden von schön
bewaldeten Bergen durchzogen ist und sich im Norden bis zum Steinhuder
Meer erstreckt. Dort liegt die kleine Residenz Bückeburg (4); im Stein¬
huder Meere aber hat der in der Geschichte des Generals Scharnhorst er¬
wähnte Graf Wilhelm von Lippe auf einer künstlichen Insel die kleine Festung
Wilhelm stein erbauen lassen', die jetzt als Staatsgefängniß benutzt wird.
Das Fürstenthum Ülaldeck wird von der in Westfalen entspringenden
Eder durchflossen und'von den Ausläufern der westfälischen Gebirge durch¬
zogen. Der Name des Ländchens rührt von der in waldiger Berggegend ge¬
legenen Burg her, von welcher das Fürstenhaus ausgegangen ist. Die Haupt¬
stadt Arolsen (3) liegt an einem Nebenflüßchen der Diemel. Sie ist klein,
jedoch als Geburtsort einiger großer Männer bekannt, wie des Bildhauers
Rauch und des Malers Kaulbach. Des Erstern größtes Werk ist das
Friedrichsdenkmal in Berlin; der Letztere hat das neue Museum in Berlin
mit herrlichen Gemälden ausgeschmückt.
Getrennt von dem Hauptlande liegt am Flüßchen Emmer der berühmte
Badeort Pyrmont zwischen lieblichen Höhen und schönen Anlagen. Seines
stahlhaltigen Wassers wegen wurde derselbe besonders im vorigen Jahrhun¬
dert viel besucht, und noch werden Stellen gezeigt, an denen Friedrich der
Große und die Königin Luise gern geweilt haben.
5. Die anhattmischen Herzogthümer
werden von der Elbe, Mulde und Saale durchflossen und sind zum grö߬
ten Theile von preußischem Gebiete eingeschlossen; ein kleinerer H.rupttheil
liegt abgesondert im Harzgebirge. In dem letzten: besindet sich im Thal der
Saale die Burg Anhalt, die Stammburg des berühmten anhaltini-