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gesten die Sachsen vor und warf sie nach hartem Kampf.
Entscheidendes war aber hiermit noch nicht ausgerichtet. Immer¬
fort ließen die Geschütze ihr Donnergetöse hören, so daß die
Erde im weiten Umkreise erdrönte. Tausende von Opfern lagen
hingestreckt und rötheten mit ihrem Blute den Boden, und die
Schlacht schwankte hin und her. Da endlich kam sie gegen
Mittag zum Stehen.
Besorgt schaute Jeder nach der Gegend hin, woher man
den Kronprinzen erwartete. Adjutanten sprengten hin und
her, um seine Ankunft zu erkunden, und auch der König wandte
wiederholt sein Fernrohr dieser Richtung zu. Wer mochte da
nicht des Augenblickes gedenken, wo auch Wellington in der
Schlacht bei Waterloo, als er aus's Aeußerste von den Franzosen
bedrängt ward, sehnlichst die Hülfe Blüchers mit den Worten
erwartete: „Ich wünschte, es wäre Nacht, oder die Preußen
kämen!'c — In dieser Zeit war es, wo der König, welcher
seit 5 Uhr Morgens nichts gegesien hatte, sich zu seiner Um¬
gebung mit der Frage wandte: „Hat Niemand etwas zu essen
oder zu trinken?" Eiligst forschte ein Adjutant darnach und
brachte endlich von einem Reitknecht einen Schluck Wein und
von einer Ordonanz etwas Wurst und ein Stück Kommisbrot.
Und dies war dos Einzige, was der König bis zum Abend
hin zu sich nahm, so daß man mit Recht von ihm sagen kann,
er habe mit seinen Truppen Anstrengungen und Entbehrungen
getheilt
Da plötzlich, bald nach I Uhr, sah man in weiter Ferne
Pulverdampf in der Richtung aufsteigen, von woher man den
Kronprinzen erwartete, auch bemerkte man deutlich eine beson¬
dere Rührigkeit auf der rechten feindlichen Flanke. Begeisternd
wirkte diese Wahrnehmung auf die Truppen, denn nun wußte
man, daß jetzt die Stunde der Entscheidung schlagen würde.
Von Neuem gab jetzt der König den Befehl zum Vordringen,
und niit weithinschallendem Hurrah wurde vorgegangen. Be¬
sonders hart ging es bei den Dörfern Chlum und Lippa