4l2 Kurtzer Unterricht
Fünfter Brief. *)
Hochzuchrcnder Herr rc.
thut mir leid, daß ich die Ehre, die Sie mir anbiete^
^ nicht annehmen kan. Eine Frühlings-Cur, und eine^
ft, die ich deswegen vornehmen muß, und zwar noch diese
che, verwehren mir, eine Vorrede vor Ihre Gedichte zu ^
tyin, und kommen meiner Bescheidenheit und Furchtsamkeit^
diesem Falle zu Hülfe. Indessen dancke ich Ihnen von 9^
Hem Her-tzen für das besondre Vertrauen, dessen Sie mich
digen, und ich will eö den Augenblick, durch eine freundsöE
liche Erinnerung, zu verdienen suchen. Ich wünsche neintic^ ^
Hochzuehrender Herr, daß Sie Ihre Gedichte, vor dem D'-'^
cke, noch mit einigen guten Freunden und Kennern, durchs
hen, und hin und wieder verbessern, auch etliche gar weglast
möchten. Ich finde überh^ipt viel schönes darinnen; abet
auch vieles, das mir nicht gefallt; vieles, das mir, in AM
hung Ihres Eharacters, zu frey scheint, zumal wenn ich bedt^
cke, daß diese Schrift einem grossen Gotteö-Gelehrten dediciret
ist. Doch ich kan irren , und es kömmt nicht auf meines
Ausspruch an, sondern auf das Urtheil der Kenner. Haö^
Sie dieses schon zu Rathe gezogen: so wiü ich mit Freuds
Unrecht haben. Alles dieses sage ich Ihnen aus wahrer Aust
richtigkeit) und nicht im geringsten aus einem critischen Steh
He. Ich wünsche mir Ihre Freundschaft, und rede niit
Ihnen, als Ihr Freund. Nehmen Sie mirs also nicht
übel / wenn ich bey meiner Erinnerung die Worte nicht
sorgfältig genug gewählt habe, 'r Ich bin mit per gröst^
Hochachtung rc.
Nunmehro folgen ferner die Kafifmannschastlichen Briefe
Aviso-'
*) Kan eine Probe eines wahren Freundschafts-Briefes abg^
den, darinn man dem andern die Wahrheit auf die beste An
schreibet.