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Mittlere Geschichte
butc verpflichtete. Diese freundschaftlichen Beziehungen waren dem Papst
erwünscht, weil er zur Sicherstellung des (1059) neugegründeten Kardinals¬
kollegiums eines tüchtigen Vasallen bedurfte. Nobert's Ansehen stieg von
Tag zu Tag. Auch der griechische Kaiser (Michael Parapinaceö) bemühte
sich um seine Freundschaft und erbat sich Robert's Tochter für seinen Sohn
zur Frau. Die Ehe wurde geschlossen. Als nun Robert's Schwiegersohn
von Alexius Komnenius (1081) des Thrones beraubt wurde, schickte Ro¬
bert seinen Sohn Boemund zur Eroberung nach Korfu und besiegte selbst
ein sechsmal stärkeres Heer bei Durazzv^). Schon waren seine Heere
durch Epirus bis Thessalonich *) und in die Nähe von Konstantinvpcl vor¬
gedrungen, als Aufruhr in Italien, der Einfall des deutschen Kaisers Hein¬
rich IV. und die Noth des Papstes Gregor VII. ihn mitten in seinem
Siegesläufe hemmten. Nachdem er seinem Sohne Boemund den Ober¬
befehl übergeben hatte, eilte er nach Italien, zwang Heinrich IV. zum Rück¬
zug, befreite Gregor von der Belagerung in der Engelsburg und führte ihn
in Sicherheit nach Salerno i) (1084). Nun machte er sich zum zweiten Male
nach Griechenland auf, starb aber schon 1085 auf der JnscstKephallonia *). In
der Herzogswürde folgte dem Helden sein zweiter Sohn Roger; der älteste,
Boemund, mußte sich niit Tarent und einigen anderen Orten begnügen.
Roger vereinigte Sizilien mit Apulien und Kalabrien, wurde 1130 durch
den Papst König, und legte so den Grund zum Königreich Neapel. Auch daö
letzte lombardische Herzogthum in Unteritalien, Kapua, wurde im 12. Jahr¬
hundert durch die normännischen Könige erobert; Benevent nahmen die Päpste.
Das Königreich Neapel kam 1190 an die Hohenstaufen, 1266 an das
Haus Anjou, welches in Sizilien bis 1282, in Neapel bis 1435 regiert hat.
54. Die Kreuzziige.
1. Veranlassung zu den Kreuzzügen. — Frühes Wallfahrten einzelner Chri¬
sten nach Palästina. Zunahme der Pilger seit Konstantin d. Gr. Gebräuche bei
der Abreise und der Rückkunft des Pilgers. Glaube an die Verdienstlichkeit einer
Wallfahrt. Friedliches Verhalten der Araber (seit 637) und kriegerisches der Seld-
schucken (seit 1072) gegen die Christen. Die Absicht Gregor des VII. Auftrelen des
Einsiedlers Peter von Ämiens (1094). Kirchenversammlungen zu Piacenza und Kler-
mont (1095). Annahme eines Kreuzzuges. Vortheile für die Theilnehmer an dem Zuge.
2. Die Kreuzzüge selbst. — Erster Kreuzzug (1096—99): Gottfried von Bouil¬
lon. Die Kreuzfahrer vor Konstantinopel, Nizäa (1097), Edessa, Nnliochia (1098)
und Jerusalem (1099). Einnahme der heiligen Stadt (15. Juli 1099.) Gründung
des Königreichs Jerusalem. Gottfried v. Bouillon wird Beschützer des heiligen Gra¬
bes; Schlacht bei Askalon (1099); Gottfrieds Tod (1100). Balduin König von
Jerusalem. Hilfsbedürftigkeit des Königreiches. Unterstützung durch die Ritterorden
und italienischen Seestädte. Zweiter Kreuzzug (1147—49): Konrad III. Uneinigkeit
der Christen; Zusammenhalten der Muhamedaner. Schlacht bei Liberias: Eroberung
Jerusalems durch Sultan Saladin (1187). Dritter Kreuzzug (1189—91): Friedrich
Barbarossa, Philipp August und Richard Löwenherz. Leopold von Oesterreich. Erfolg¬
losigkeit des Kreuzzuges. Vierter Kreuzzug (1228): Friedrich II. (Daö lateinische Kaiser-
lhnm 1204—61; der Kinderkreuzzug). Vertrag mit dem Sultan Kamel von Aegypten
(1229). Eindringen der Chowaresmier. Niederlage der Ritterorden bei Gaza (1244).
i) Durazzo, das alle Dyrrachium an der Westküste Jllyrienö am adriatischen
Meere. — Thessalonich, Stadt in Mazedonien, am ägeischen Meere. — Sa¬
lerno, Stadt südlich von Neapel am tyrrhenischen Meere. — Keph al l o nia, die
größte der jonischen Inseln an der Westseite Griechenlands.