Full text: Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Fabrikbesitzer waren frei. Zur Erhaltung des Heeres schuf er eine be¬ 
sondere „Rekrutenkasse". In diese mußte jeder, der ein neues Amt 
oder einen neuen Titel erhalten hatte, eine bestimmte Summe zahlen. Bei 
solch bunter Zusammensetzung des Heeres mußte die Kriegszucht sehr 
streng gehandhabt werden. Jedes Vergehen wurde streng bestraft. Die Kor¬ 
porale führten beim Exerzieren einen langen Stock, mit dem sie jede Nach¬ 
lässigkeit, jede Unaufmerksamkeit und jeden falschen Griff straften. Die grau¬ 
samste Strafe war das Spießrutenlaufen, womit gewöhnlich die Aus¬ 
reißer bestraft wurden. Es wurden dann 100—300 Soldaten in zwei Reihen 
aufgestellt, von denen jeder einen tüchtigen Stock in der Hand hatte. 
Durch diese Gasse wurde der eingefangene Ausreißer langsam 6—12 
mal hindurchgeführt, und jeder der Soldaten, an dem er vorbeischritt, mußte 
ihm einen tüchtigen Hieb versetzen. Zu teilweiser Entschuldigung dieser bar¬ 
barischen Zucht konnte die Roheit der Soldaten selber dienen. 
Ausgabe: Erzähle von der strengen Zucht lm Heere! 
b) Leopold von Dessau. Der treueste Gehilfe des Königs in militärischen 
Dingen war der Fürst Leopold von Dessau, gewöhnlich „der alte 
Dessauer" genannt. Er war regierender Fürst von Anhalt, blieb aber in 
preußischen Militärdiensten, weil er ebenso wie Friedrich Wilhelm ein großer 
Soldatenfreund war. Er führte nicht nur den Gleichschritt beim Marschieren 
ein, sondern ersetzte auch die hölzernen Ladestöcke durch eiserne, so daß 
der Soldat jetzt mit einem Stoße desselben laden konnte, was früher mit 
dem hölzernen nicht möglich war. Auch führte er das Bajonett und das 
gleichzeitige Feuern ein. Doch ehe es soweit kam, daß auf ein Kommandowort 
die ganze Schar wie ein Mann exerzierte, lud und schoß, setzte es weidliche 
Püffe und Schläge mit dem Korporalstocke. Der alte Dessauer führte auch 
die preußischen Truppen, die schon damals in ganz Europa als Muster- 
truppen galten, in auswärtigen Kriegen. 
Aufgabe: Erzähle vom alten Dessauer, dem strengen Lehrmeister des Heeres! 
e) „Die langen Kerls". Eine besondere Vorliebe hatte der König, den 
man wegen seiner Neigung für das Soldatenwesen überhaupt den „Sol¬ 
datenkönig" genannt hat, für recht lange Soldaten; diese Vorliebe steigerte 
sich nach und nach zur Leidenschaft. Aus den längsten derselben bildete 
er in Potsdam ein Leibregiment; die Soldaten desselben nannte er nur 
„die langen Kerls" oder auch wohl meine „lieben, blauen Kinder", 
beim Volke aber hießen sie „die Potsdamer Riesen"; denn wahre Riesen¬ 
gestalten befanden sich darunter, solche, denen ein Mann von gewöhnlicher 
Größe mit ausgestrecktem Arm noch nicht bis zur Stirn reichen konnte. Der 
sonst so sparsame König scheute weder Kosten noch Mühen, diese langen Kerls
	        
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