Full text: Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

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die Verbündeten die ersten Verstärkungen erhielten, setzten sie sich nochmals in 
den verlorenen Dörfern fest und behaupteten am Abend fast wieder dieselbe 
Stellung wie am Morgen. So hatte Napoleon also nicht einmal den Besitz 
des Schlachtfeldes gewonnen. 
Vergebens hatte Napoleon während der Schlacht nach seinen beiden Mar- 
schällen Marmont und Ney ausgeschaut, die nördlich von Leipzig standen 
und die er zur Hilfe befohlen hatte, da er die schlesische Armee unter Blücher 
noch weit weg glaubte. Dieser war aber am Morgen des 16. Oktober eben¬ 
falls auf dem Schlachtfelde nördlich von Leipzig eingetroffen und hatte die 
beiden Marschälle zum Bleiben genötigt. Hier, bei dem Dorfe Möckern, ent¬ 
spann sich die blutigste Schlacht des ganzen Krieges. Wieder fiel Park die 
schwerste Aufgabe zu. Unangreifbar wie bei Wartenburg erschien die Stellung 
des Feindes; selbst die Mauern des Dorfes waren zur Verteidigung eingerichtet. 
Furchtbar wurde um das Dorf gestritten; jedes Haus und jede Mauer ward 
zur Burg sowohl für die Stürmenden wie für die Verteidiger; sechsmal drangen 
die Preußen in das Dorf und verloren es wieder. Endlich führte Pork selber 
seine Reiterei zum Angriff unter dem Rufe: „Marsch! Marsch! Es lebe der 
König!" Nach einem wütenden Häuserkampfe schlug das Fußvolk den Feind 
wieder aus dem Dorfe heraus. Am Abend mußten die Franzosen gegen die 
Stadt zurückweichen und eine große Anzahl Kanonen in den Händen der 
Preußen lassen; an den Wachtfeuern der Sieger aber erklang das Lied: „Herr 
Gott, dich loben wir!" Furchtbar zwar waren die Verluste des Porkschen 
Korps; hoch aufgehäuft lagen die Leichen; aber die Preußen hatten nicht nur 
einen glänzenden Sieg errungen, sondern durch ihr Festhalten der französischen 
Streitkrüfte eine vielleicht entscheidende Niederlage der Verbündeten bei Wachau 
verhütet. Tausende von Wachtfeuern und viele brennende Dörfer erhellten 
die Nacht. 
e) Der 18. Oktober. Der Ausgang des Riesenkampfes schien kaum 
noch zweifelhaft; Napoleon mußte unterliegen. Am 17. Oktober, einem Sonn¬ 
tage, ruhten die Waffen. Diese Ruhe benutzte Napoleon, um Unterhandlungen 
mit feinem Schwiegervater Franz I. anzuknüpfen und ihn auf seine Seite zu 
ziehen; doch gab ihm dieser nicht einmal eine Antwort. So ging der kostbare 
Tag für ihn verloren; denn hatte er am 16. Oktober mit überlegenen Streit- 
kräften nichts ausrichten können, so konnte ihm das am 18., nachdem neue 
Truppenmassen der Verbündeten eingetroffen waren, erst recht nicht gelingen. 
Die Truppen hielten an diesem Tage unter freiem Himmel ihre Feldandacht. 
Blücher, der einzige, der an diesem Tage nicht ruhen konnte, drang von Nord¬ 
osten her näher an Leipzig heran, und selbst der Kronprinzvon Schweden 
war nach langem Zögern im Anmarsch; an diesem Sonntage langte er auf der 
Ebene von Breitenseld, der alten Stätte schwedischen Waffenruhmes (1631),
	        
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