25
war den Offizieren und Soldaten verboten, irgend etwas ohne bare Bezahlung
von den Bewohnern zu fordern. Friedrich selbst gewann durch sein freundliches
Wesen schnell die Herzen der Schlesier, die nirgends Widerstand erhoben. Der
evangelische Teil der Bewohner begrüßte in ihm sogar den Beschützer seines
Glaubens und nahm ihn mit offenen Armen ans; denn unaussprechlich waren
die Bedrückungen der Protestanten unter der Herrschaft der katholischen Habs¬
burger gewesen. Da fast gar keine österreichischen Truppen in Schlesien standen,
so war an bewaffneten Widerstand nicht zu denken. Ohne Schwertschlag fast
besetzte daher Friedrich im Dezember 1740 ganz Schlesien, umschloß die wenigen
Festungen Glogau, Brieg, Glatz, Neiße und hielt dann seinen feierlichen Ein¬
zug in Breslau, der Hauptstadt des Landes.
Erst jetzt, nachdem er sich des ganzen Landes bemächtigt hatte, ließ er in
Wien erklären, daß er bereit sei, Maria Theresia gegen alle ihre Feinde zu
unterstützen, wenn sie in die Abtretung Schlesiens willige. Friedrich hatte, da
sich die junge Fürstin rings von Feinden bedroht sah, auf bereitwilliges Ent¬
gegenkommen gehofft, aber er sah sich bitter getäuscht. Mit Stolz wies die
edle, mutige Königin die Forderungen Friedrichs zurück, indem sie sprach:
„Eher müßten die Türken vor Wien stehen, ehe ich auf Schlesien verzichte."
Da auch Friedrich von seinem Vorhaben nicht abstand, so mußten die Waffen
entscheiden.
c) Die Schlacht bei Müllwitz. Im Frühjahr 1741 >var endlich die
österreichische Armee so weit, um zu Schlesiens Wiedergewinnung aufzubrechen.
Ans Mähren kommend, zog sie südlich der Sudeten westwärts, überschritt dann
das Gebirge, stand bald bei der Festung Neiße und richtete ihren Marsch weiter
gegen Breslau. Friedrich beschloß, ihr sofort eine Schlacht zu liefern. Bei
dem Dorfe Mollwitz, südlich von Ohlau, westlich von Brieg, traf er am
10. April auf den Feind. Trotz der vorgerückten Jahreszeit bedeckte noch
dicker Schnee das Schlachtfeld. Beide Heere ließen sich gegenseitig Zeit zur
völligen Aufstellung. Es war Mittag, als die österreichische Reiterei sich wie
ein Sturmwind auf die schwächere und ungeübtere preußische warf, sie in die
Flucht trieb und den Sieg im ersten Anlauf zu gewinnen schien. Das preußische
Fußvolk aber stand unerschütterlich, wie eine lebendige Mauer. Jetzt bewährten
sich zum erstenmal die trefflichen Einrichtungen des alten Dessauers und die
jahrelange Arbeit seiner Dressur. Das Fußvolk war in vier Gliedern auf¬
gestellt. Während die beiden vorderen Reihen ans den Knien lagen, um zu
laden und zu schießen, feuerten die beiden letzten über sie hinweg. Alles ging
ruhig, fest und sicher, wie auf dem Exerzierplatz. Aus zwei österreichische
kamen fünf preußische Schüsse. Ein solches Geschwindfeuer hatten die Öster¬
reicher noch nicht erlebt; bald waren sie an den Feind nicht mehr heranzu¬
bringen. Zuletzt nahm der General Schwerin das ganze Fußvolk zu einem
BUGS iiiREI
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE
KIEL