Full text: Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

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erwerben gewußt; an die Stelle der Liebe tritt Täuschung, Lug, Trug, 
Heuchelei. Er denkt also nur an sich, seine Selbstsucht sührt ihn 
in den Krieg. Aus dieser Selbstsucht entspringt auch Habsucht, Länder¬ 
gier, denn er streckt seine Hand aus nach dem ganzen linken Rheinufer. 
So sehen wir also, wie Neid, Haß, Selbstsucht, Ländergier, Ruhm¬ 
sucht die Franzosen zum Kriege treiben. So zum Kriege gezwungen, 
muß Preußen das Schwert ziehen gegen fremde Gewalt. Preußen führt 
einen Krieg aus Notwehr, einen Verteidigungskrieg um die höchsten 
irdischen Güter, Vaterland und Freiheit. „Wir wollen frei sein, wie die 
Väter waren ..." — „Der Güter höchstes dürfen wir verteidigen gegen Ge¬ 
walt." — „Und wenn uns nichts mehr übrig blieb, so blieb uns doch ein 
Schwert . . ." Auf Frankreich und Napoleon allein fällt die schwere Schuld 
des leichtsinnig begonnenen Krieges. 
2. Wem verdankt Deutschland seine glorreichen Waffenerfolge? 
u) DerEinigkeitallerdeutschen Stämme. Auf die Herausforde¬ 
rung Frankreichs erhebt sich das deutsche Volk wie ein Mann; die trennende 
Mainlinie ist verschwunden, Nord und Süd ein Volk, ein Herz, ein Vater¬ 
land. „Eintracht macht stark." — „Ans Vaterland, ans teure, schließ' dich an." 
— „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen 
und Gefahr." — „Verbunden werden auch die Schwachen mächtig." — 
b) Seinen tapferen Heeren. Überall zeigen sie Liebe zu Fürst 
und Vaterland,unerschrocknenMut auch in der größten Gefahr, Ent¬ 
schlossenheit und Tatkraft auch beim gewagtesten Unternehmen, Be¬ 
geisterung für die Sache der Freiheit, heldenmütige Ausdauer in Not 
und Tod, Kampf und Streit, Anstrengung und Entbehrung, die strengste 
Manneszucht in der Schlacht, auf dem Marsch, im Feldlager oder im 
Quartier, Barmherzigkeit und Menschlichkeit gegen den unglücklichen 
Feind und die geängsteten Bewohner Frankreichs. Nachweis dieser Eigen¬ 
schaften durch Beispiele! „Das Schicksal mag die Heldenbrust zerschmettern, 
doch einen Heldenwillen beugt es nicht." — „Der wackre Mann stirbt gern 
fürs Vaterland." — „Süß ist es und ehrenvoll, fürs Vaterland zu sterben." 
„Das Vaterland ist teurer als das Leben." — „Wer mutig für sein Vaterland 
gefallen, der baut sich selbst ein ewig Monument im treuen Herzen seiner 
Landesbrüder, und dies Gebäude stürzt kein Sturmwind nieder." 
e)DerüberlegenenFührung seinerTruppen. An ihrer Spitze 
stehen die erprobtesten Feldherren, vor allem der Heldenkönig WUhelm und 
Moltke. Schon der Aufmarsch und die Aufstellung der Heere, die Schnellig¬ 
keit der Mobilmachung, die dabei herrschende peinliche Ordnung, der Einmarsch 
in Feindesland, der getrennte Marsch und das vereinigte Schlagen der deut¬ 
schen Heere Lei Metz, Sedan, Paris, Belfort — alles das zeigt die Über- 
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