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als die Blüte unserer Jugerü) in dichten Haufen gleich gemähten Halmen hin¬
sank. Katholiken und Protestanten, sie alle beugten sich andächtig vor Gott,
der über den Schrecken und Nöten dieser Tage waltete. Ohne den männlichen
Glauben an den unsichtbaren Beistand Gottes konnten unsere tapferen Heere
nicht schlagen, wie sie schlugen, nicht leiden, wie sie litten. In allen Gegenden
des deutschen Vaterlandes strömte das deutsche Volk andächtig nach dem
Gotteshause, sobald die Nachricht von einem neuen Siege eintraf, um dort zu
loben und zu danken und um ferneren Beistand zu flehen. Damals hat es
das deutsche Volk erfahren: „Wer beten kann, ist felig dran." —
3. Welche gewaltigen Hindernisse hat das deutsche Volk zu überwinden?
a) Ein tayfsre-s auf seine bisherigen Waffenerfolge
stolzes Heer; deuu caxé Me Franzosen haben sich mit der größten Tapfer¬
keit geschlagen und ihre Niederlagen nur sehr teuer erkauft. Selbst die von
Gambetta in den Kampf gehetzten ungeübten Scharen haben wacker den hei¬
mischen Boden verteidigt.
b) Zahlreiche, starke Festungen, unter ihnen die größten der Erde,
Metz und Paris. Es waren 26 Festungen an der Nord- und Ostgrenze, seit
Jahrhunderten zum Angriff und zur Verteidigung erbaut, von denen nur zwei
nicht in die Hände der Deutschen gefallen sind. Gerade der Festungskrieg
hat den deutschen Truppen furchtbare Beschwerden und Entbehrungen auferlegt.
c) Ein großes, durch das Unglück erbittertes Volk. Nach dem
Sturze des Kaiserreiches hatten sich auf Gambettas Anregung überall Frei¬
scharen gebildet, die aus dem Hinterhalt heraus die Deutschen überfielen, Eisen¬
bahnen, Brücken usw. zerstörten, die Transporte von Lebensmitteln abfingen,
kurz, allen nur erdenklichen Schaden zufügten. Wie mancher deutsche Krieger
hat aus diese Weise seinen Tod gefunden! Selbst Bauern und Bürger machten
mit ihnen gemeinsame Sache, und nicht selten überfielen sie die deutschen Sol¬
daten in ihrem Quartier uud töteten sie.
ck) Die Ungunst der Witterung. Erst die anhaltende Nässe des
Herbstes, dann Kälte, Glatteis, Schneegestöber des Winters, und dazu die ge¬
waltigen Anstrengungen.
4. Warum mußte Frankreich unterliegen?
a) W e g e n d e r Ursachedes Krieges. Leichtfertig haben die Fran¬
zosen den Krieg begonnen, träumen in ihrem Übermut und Hochmut von
einem „Spaziergang nach Berlin", vertrauen nur auf ihre eigene Stärke.
„Hochmut kommt vor dem Falle." — „Übermut tut niemals gut."
b) Wegen seiner getäuschten Hoffnungen. Es hat auf die Un¬
einigkeit und Zerrissenheit Deutschlands, auf die Hilfe Süddeutschlands, den
Abfall Sachsens, Hannovers, Hessens, endlich den Beistand Österreichs,
Italiens, Dänemarks gehofft. Nichts aber trifft ein, es steht allein.