Full text: Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab (Teil 5)

Die preußische Union und der Vertrag von Olmütz. 
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langwierigen, oft stürmischen Beratungen, die den ganzen 
Winter hindurch dauerten, beendete nunmehr das Parlament das Ver- 
fafsungswerk. Im März 1849 fand die Abstimmung über das künftige 
Oberhaupt statt; mit der geringen Mehrheit bort 4 Stimmen wurde das ^März"^ 
erbliche Kaisertum beschlossen. Darauf wurde von 290 Stimmen — 1849 
248 Mitglieder enthielten sich der Wahl — Friedrich Wilhelm IV. 
zum deutschen Kaiser gewählt. Eine Abordnung, an deren Spitze 
der damalige Präsident des Parlaments, Eduard Simson, stand, begab 
sich nach Berlin, um den König um Annahme der Wahl zu bitten. Aber 
dieser lehnte ab. Das Parlamenfha-Oe bei seinen Beratungen auf 
die geschichtlich begründeten Rechte der deutschen Fürsten sehr wenig 
Rücksicht genommen; hroflte die Kaiserkrone nur aus 
der Hand der deutschen Fürsten annehmen. So war der Versuch, 
Deutschland zu einigen, gescheitert. 
Das Parlament löste sich nunmehr allmählich auf, da die Mehrzahl 
der Mitglieder ihren Austritt erklärten. Der Rest verlegte seine 
Sitzungen nach Stuttgart, wurde dort aber durch die Regierung 
unter Anwendung militärischer Gewalt zu tagen verhindert. Einen so 
schmerzlichen Ausgang nahm diese Versammlung, deren Zusammentritt 
einst mit so begeisterten Hoffnungen begrüßt worden war. Leider ent- 
standen jetzt Aufstände der republikanischen Partei inAufstände 
Sachsen, in der Pfalz und in Baden. Die einheimischen Gewalten er- 
wiesen sich als ohnmächtig; in Baden meuterten sogar die Truppen, und 
der Großherzog mußte das Land verlassen. Nur mit preußischer Hilfe 
konnten die Erhebungen niedergeschlagen werden. Die Truppen, welche 
nach der Pfalz und nach Baden einrückten, befehligte Wilhelm, der 
Prinz von Preußen, welcher den Feind zu Boden warf. Ein großer 
Teil der Aufständischen rettete sich nach der Schweiz. So zeigte es sich, 
daß die Aufrechterhaltung der gesetzlichen Ordnung in Deutschland nur 
unter dem Beistande Preußens möglich war. Die preußischen Fahnen 
flatterten in Dresden, in der Pfalz und am Bodensee; Friedrich Wil- 
Helm IV. nahm für den Augenblick eine bedeutende Machtstellung ein/ 
Die prenstische Union und der Vertrag von Olmütz. 
/§ 48. Indessen hatte Friedrich Wilhelm IV., trotzdem er 
die Kaiserkrone abgelehnt hatte, den Gedanken an eine Reform des 
Deutschen Bundes nicht aufgegeben. Er plante die Gründung eines 
Bundesstaates, einer Union, unter preußischer Leitung, die dann mit "^849"
	        
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