Zange frönt, rufen das Entzücken aller Mitreisenden hervor. Der Ein¬
druck steigert sich noch, wenn wir uns Rüdesheim nähern und das von
fern schon geschaute Eermaniadenfmal in seinen Umrissen näher er¬
kennen.
Sehr viele Reisende verlassen mit uns das Schiss, um dem National¬
denkmal einen Besuch abzustatten. Wer nicht gut zu Fuß ist, benutzt
die aus den Niederwald führende Zahnradbahn. Wir aber wollen als
rüstige Wanderer den Berg hinaufsteigen. Wohl kostet es manchen
Schweißtropfen, doch in dreiviertel Stunden ist unser Ziel erreicht, und
gar viel Interessantes gibt es zu sehen.
Unser Fußweg — wir wollen nicht dem Fahrweg folgen — führt
uns durch den Rüdesheimer Berg. Schieferfelsen ragen mitten aus den
Weinbergen empor. An manchen Stellen ist der Abhang so steil, daß
man 3—4 m hohe Mauern ausgeführt hat, um den Anbau der Reben
zu ermöglichen. Hier können wir aus der Nähe beobachten, wie frei
von Unkraut die Weinberge sind. Wie sachgemäß sind die Reben be¬
schnitten und angeheftet! Der Boden ist mit zerschlagenen Schiefer-
stückchen dicht bestreut. Unser Weg wird immer steiniger und steiler,
wir müssen vorsichtig gehen, um nicht auszugleiten. —
Laßt uns einige Augenblicke rasten, um uns umzublicken! Wie
klein erscheinen uns die Häuser Rüdesheims, wie klein die Schiffe und
Boote auf dem Rhein, aber wie frei und weit streift bereits unser Blick
in die Ferne, schon bis hinüber nach dem Donnersberg! Noch ein kurzer,
steiler Ausstieg durch Steingeröll, und wir stehen plötzlich vor dem er¬
habenen Standbild, das auf jeden Besucher einen unvergeßlichen Ein¬
druck macht.
Durch eine hohe Stützmauer mit festem Eisengeländer ist ein großer,
freier Platz vor dem Denkmal geschaffen. Ringsum stehen Bänke, und
wir setzen uns nieder, weil eine kurze Rast not tut und wir auch von
hier aus die hohe Gestalt der Germania am besten beschauen können.
Ein Fernglas läßt uns die edlen Gesichtszüge der deutschen Schuhgöttin
noch deutlicher erkennen, denn wir müssen bedenken, daß sich das Denk¬
mal zu einer Höhe von 34 m erhebt.
Es zerfällt in den aus großen Quadern bestehenden Unterbau, das
schön gegliederte Postament und die gewaltige Gestalt der Germania.
Die Mitte des Unterbaues wird durch zwei ruhende Gestalten be¬
lebt. Der mit Reben bekränzte Vater Rhein übergibt an die Mosel,