Full text: Badisches Realienbuch

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und ohne Ansehen der Person richten, er sei Prinz, Edelmann oder Bauer. 
Ein Fustizkollegium, das Ungerechtigkeit ausübt, ist gefährlicher als eine Diebes¬ 
bande." Staatsverwaltung und Gerichte wurden voneinander getrennt. Fortan 
gab es Verwaltungsbeamte und Gerichtsbeamte. Zu Richtern wurden nur 
zuverlässige Männer ernannt. Unter Friedrich wurde das erste Gesetzbuch in 
deutscher Sprache verfaßt. 
5. Anfang der Bauernbefreiung. Um das Los der unfreien Bauern 
zu linbern, bestimmte er, „daß auf den königlichen Gütern derselbe die Woche 
nicht mehr als drei oder vier Tage dienen dürfe," und daß kein Bauer mehr 
mit dem Stock geschlagen werden dürfe. Die Folter verbot er schon am dritten 
Regierungstage. Durch Schulzwang sorgte er für die Bildung seines Volkes. 
6. Der Alte Fritz. Friedrich der Große ist für alle Menschen und Zeiten 
ein Muster rastloser Tätigkeit. Sein Grundsatz war: „Der König ist der erste 
Diener des Staates". Um 3 oder 4 Uhr morgens erhob er sich, las Berichte, 
Eingaben, versah sie mit treffenden Bemerkungen, schrieb Briefe, hielt Rat mit 
den Ministern, gab Bittstellern Gehör, las oder dichtete und verkehrte mit 
Künstlern und Gelehrten. Erst um Mitternacht legte er sich zu kurzer Ruhe 
nieder. Friedrichs Alter war freudlos. Einsam und allein starb er, 74 Fahre 
alt, in seinem Lieblingsschlosse Sanssouci. 
Zum Nachdenken und Üben. 1. Stelle fest, wie sich heutzutage ein Krön- oder Erb¬ 
prinz auf sein künftiges Herrscheramt vorbereitet! 2. Wer wird vor ein Kriegsgericht gestellt? 
3. Wie heißt diejenige Gerichtsbarkeit, vor die bürgerliche Verbrecher gestellt werden? 4. Er¬ 
kundige dich, ob es jetzt noch Länder gibt, wo Frauen die Krone tragen! 5. Suche in deinem 
Atlas den Kriegsschauplatz und die Schlachtorte auf! 6. Welches Gedicht erinnert rins an 
.die Schlacht bei Leuthen? 7. Vergleiche den Siebenjährigen Krieg mit dem Dreißigjährigen 
Krieg a) nach der Art, b) nach den kriegsführenden Mächten, c) nach der Art der Heere, 
d) nach dem Kriegsschauplatz! 8. Welche Gründe veranlaßten den König, Gericht und Ver¬ 
waltung zu trennen? 9. Welche Geschichte erzählt von der Gleichheit der Personen vor Gericht? 
10. Renne Verwaltungs- und Gerichtsbeainte! 11. Welche Vorteile bot die Bauernbefreiung? 
12. Warum wurden nach der Bauernbefreiung Vieh- und Feldwirtschaft, Landesreichtum und 
Staatsvermögen größer? 13. In welchen Geschichten wird uns vom Alten Fritz erzählt? 
50. Maria Theresia und Kaiser Joseph!!. 
1. Maria Theresias Friedensjahre. Ähnlich wie Friedrich II. benutzte 
die Kaiserin die Friedenszeit zum einheitlichen Ausbau ihres Staates. Dabei 
nahm sie sich den preußischen Fürsten zum Muster. Fhr Ziel erreichte sie dadurch, 
daß sie den Kronländern Österreichs einheitliche Gesetze in deutscher Sprache 
gab. Deutsch wurde auch in der Volksschule und im Heere gesprochen. Die 
oberste Leitung der Staatsgeschäste lag in den Händen tüchtiger Beamten. Der 
Verkehr wurde durch treffliche Posten und Straßen gehoben, Handel und Gewerbe 
kräftig unterstützt. Rach Südungarn berief sie deutsche Bauern, die heute noch 
ihr Deutschtum mitten im Ungarlande erhalten haben. Die Ungarn durften sich 
selbst verwalten. Durch all diese Einrichtungen erwarb sie sich die Liebe und 
Verehrung ihres Volkes. Fhr folgte ihr Sohn Foseph II. 
2. Foseph II. war schon seit dem Tode seines Vaters Franz deutscher 
Kaiser. Er versuchte, das angefangene Werk seiner Mutter fortzusetzen. Das Los 
der bedrängten Bauern erleichterte er durch Aushebung der Leibeigenschaft und 
Abschaffung der Frondienste. Besonders warm schlug sein Herz für Arme und 
Notleidende. Überall vermehrte und verbesserte er die Schulen. Den Protestanten 
gewährte er gleiche Rechte mit den Katholiken. Vor allem aber strebte er darnach,
	        
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