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Er trat in den Augustinerorden, wurde Professor und Doktor. Im Jahre
1517 wurde ein allgemeiner Ablaß verkündet, dessen Einnahmen zum Bau
der Peterskirche in Rom verwendet werden sollten. Dr. Luther schlug (am
31. Oktober 1517) einen Bogen mit 95 Sätzen gegen den Ablaß an die
Thür der Schloßkirche zu Wittenberg. Dies machte großes Aufsehen. Der
Papst ließ Dr. Luther zum Widerruf auffordern; dieser aber weigerte sich.
Zuletzt wurde er in den Bann gethan, d. h. er wurde aus der katholischen
Kirche ausgeschlossen.
Inzwischen war der deutsche Kaiser gestorben; sein Nachfolger, Karl V.,
schrieb einen Reichstag zu Worms aus, auf welchem auch die kirchlichen
Angelegenheiten beraten werden sollten. Luther erhielt die Aufforderung, auf
dem Reichstage zu erscheinen, unter der Zusicherung freien Geleites. Er er¬
schien vor der glänzenden Versammlung und wurde gefragt, ob er seine Lehren
widerrufen wolle. Er bat sich einen Tag Bedenkzeit aus. Am andern Tage
erklärte er, er könne nicht widerrufen. Darauf verbot ihm der Kaiser, seine
Lehre dem Volke zu predigen, und ließ die Reichsacht über Luther aussprechen.
Auf der Rückkehr von Worms ließ Kurfürst Friedrich (der Weise) von
Sachsen Luther zum Scheine überfallen und gefangennehmen. Unter dem
Namen „Ritter Georg" lebte er danach auf der Wartburg und übersetzte die
Bibel ins Deutsche. Seine Lehre fand inzwischen immer weitere Verbreitung.
Seine Anhänger erhielten den Namen Protestanten, sie selbst nannten sich
Evangelische. Luther starb 1546 zu Eisleben. Die evangelische Kirche ist
besonders in Nordeuropa und Nordamerika ausgebreitet.
2. Die Entstehung der reformierten Kirche. Fast zu gleicher Zeit mit
Dr. Luther trat in der Schweiz Ulrich Zwingli auf. Auch er erklärte, wie
Luther, die heilige Schrift für die einzige Quelle des Glaubens; dagegen wich
er in der Auffassung des Abendmahles von ihm ab. Seine Anhänger wurden
die Reformierten genannt. Die reformierte Kirche fand auch in Deutschland
Eingang. Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg trat zur reformierten
Kirche über, und seine Nachfolger gehörten ihr an, bis König Friedrich Wil¬
helm III. eine Einigung zwischen der evangelischen und reformierten Kirche
herbeiführte.
3. Der Kauernkrieg. Die Lage der Bauern war zu jener Zeit vielfach
recht traurig; an vielen Orten mußten sie schwere Frondienste leisten, hohe Abgaben
zahlen und führten ein elendes Leben. Im Jahre 1524 erhoben sich die Bauern in
Schwaben, Franken, im Elsaß und Oberrhein gegen ihre Gutsherren; auch in Hessen
und Thüringen brach der Bauernaufstand los. Sie verlangten, die Leibeigenschaft
solle aufgehoben, die Frondienste und Abgaben sollten verringert, Jagd und Fisch¬
fang allen freigestellt werden, die Zehnten aufgehoben und die Geistlichen frei ge¬
wählt werden. Einzelne Haufen der Bauern plünderten die Schlösser, Kirchen und
Klöster und verübten schreckliche Greuel an den gefangenen Rittern. Aber bald
entstand Streit unter den Bauernhaufen und ihren Führern; es fehlte an Ordnung
und Gehorsam. Inzwischen sammelten die adligen und geistlichen Herren ein Heer,
das die Bauern gänzlich besiegte. Mehr als 130000 wurden in und nach dem
Kriege getötet, und den meisten noch schwerere Lasten auferlegt als vorher.
18. Der dreißigjährige Krieg (1618—1648).
1. Veranlassung. Zwischen den evangelischen und katholischen Christen
in Deutschland entstand bald Streit, der von Frankreich aus immer genährt
wurde. In Böhmen wurden zwei evangelische Kirchen von den Grundherren
Hübner u. Richter, Realienbuch. Ausg. 8. II. ß