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Die Zeit fei' germanischen Völkerschaften und Reiche,
bildeten ihre Leibwache aus ihnen. Außerdem gingen Gesandt¬
schaften nach Rom, vornehme Jünglinge wanderten als Geiseln
dortbin. Da brachte dann mancher römische Sitten und Ge¬
wohnheiten in die Heimath zurück und bestätigte in seinen Er¬
zählungen und Schilderungen die ehrfurchtsvollen Vorstellungen
von der Macht und dem Glanz der gewaltigen Stadt, mit welcher
die auf deutschem Boden überwinternden Legionssoldaten die
Gemüther bereits erfüllt hatten. Der raube Deutsche fand Ge¬
fallen an feinerem Lebensgenuß. Um die römischen Lagerstätten
entstanden Märkte, römische Kaufleute durchzogen das Land.
Römilchc Gebräuche und Lebensgewobnheiten fanden immer
mehr Eingang.
§ 12. Aber die Einführung und Handhabung von römi¬
schem Gesetz und Recht, die damit verknüpfte Beschränkung der
Persönlichen Freiheit und der staatlichen Befugnisse des freien
Mannes, die in die eine Person des römischen Statthalters
gelegte Machtfülle, seine Gewalt über Leben und Tod des Einzelnen
verletzten den Rechtssinn und die eigenthümlichen Anschauungen
der Germanen. Sie fingen an, in den neuen Zuständen sich
unbehaglichzu fühlen. UndznrZeit, als Quinctilius Varus
« n. Chr. Statthalter war (seit Herbst des I. 6 n. Chr.), brach die
lange verhaltene Unzufriedenheit in offene Empörung aus. Die
Seele derselben war Arm in ins, des Cheruskerfürsteu Segimer
Sohn. Durch längeren Aufenthalt in Rom selbst — er erwarb
die Würde eines römischen Bürgers und Ritters — war er mit
den Unterwcrsnngskünsten der Römer bekannt geworden, und
mit Schrecken sah er, wie das Vaterland als römische Provinz
behandelt wurde. Mit Gleichgesinnten beschloß er das Werk der
Befreiung; dem Rufe der Führer folgten die ergrimmten Völker:
ein größerer Bund kam zu Stande, dessen Kern die Cherusker
waren. Varus stand mit seinen Legionen im Lande der letzteren,
nicht weit von der Weser, — da wurde ihm im September des
s n. Chr. I. 9 n. Chr. die Kunde von der Empörung einer Völker¬
schaft in seinem Rücken gebracht. Des Zuzuges der cheruskischen
Fürsten vermeintlich sicher, brach er auf und zog unter Sturm
und Regen auf pfadlofem, schlüpfrigem Boden in das Innere