Full text: Diesterwegs Realienbuch

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Der Kasten stand im Hofe òes Herrn von Querfurt, òa, wo jetzt die Si. Nikolai- 
Kirche auf dem Markte sich befindet. 
Da hielt der Bischof von Magdeburg" Nat mit seinen Mannen und Herren. 
Die rieten ihm, datz er ihn loslasse und ihm aufgebe, nach vier Wochen sich wieder 
zu stellen oder 4000 Mark bar in dieser Zeit zu zahlen. Otto ging. 
Nber das Geld fand sich nicht so leicht. Endlich nahm der alte Kanzler von 
Luch den Markgrafen und seinen Bruder beiseite und ging mit ihnen in die 
Sakristei von Nngermünde und zeigte ihnen einen großen eisenbeschlagenen 
Behälter voll Gold und Silber und sprach: „Dieses Gut hat euer Dater hinter¬ 
lassen. Mir hat er es anvertraut für den Zall der Not und gesagt: Ist Branden¬ 
burg einmal in großer Not, so soll der Schatz dazu verwandt werden, es daraus 
zu befreien. Die Zeit ist jetzt da. Löset euch damit!" 
Otto ließ nun das Geld an den Bischof von Magdeburg zahlen und wurde 
frei. Da sprach er kühn: „Herr Bischof, bin ich nun frei?" „Za," antwortete 
dieser. Stolz rief jener: „So wisset, ihr verstehet keinen Markgrafen abzuschätzen. 
Ruf ein Noß hättet ihr mich mit erhobener Lanze setzen und mit Gold und 
Silber bis obenhin bedecken lassen sollen. Dann hättet ihr mich richtig geschätzt." 
Später wurde des Markgrafen Bruder noch Bischof von Magdeburg. 
Nus einer alten Magdeburger Chronik. 
ver falsche Waldemar (1348). 
Zrn Zahre 1348 erhob sich ein Mann mit einiger Fürsten Hilfe und Nat 
und behauptete, er wäre Markgraf Waldemar von Brandenburg, der vor 
29 Zähren gestorben und begraben wäre im Kloster Ehorin. Nber er wäre nicht 
gestorben, sagte er, sondern heimlich sei er hinweggegangen und hätte einen 
Toten auf sein Bett gelegt, und oieser wäre für ihn begraben worden, hiervon 
entstanden viele Redereien und Gerüchte unter dem Volke. Man brachte viele 
alte Leute zu ihm, Geistliche, Ritter und Laien, die an Markgraf Waldemars 
Hofe gewesen waren. Diese befragten ihn, und er berichtete viele Wahrzeichen, 
zeigte auch einen Ring Waldemars und sprach: er habe die lange Zeit hin¬ 
durch für seine Sünde als Büßer eine Wallfahrt gemacht. Nndere sagten jedoch, 
seine Leute hätten ihn vergiften wollen,- deshalb wäre er fortgegangen. Die 
Fürsten führten ihn in die Mark. Diele Städte nahmen ihn auf,- die Geistlich¬ 
keit ging ihm mit Kreuzen und Zahnen entgegen. 
Markgraf Ludwig von Bagern, des Kaisers Sohn, dem der Kaiser eine 
Zeit nach des Markgrafen Tode die Mark gegeben hatte, widersetzte sich ihm 
mit Zürsten und Herren, die ihm halfen, und mit den Städten, die ihm treu 
blieben. Da entstand ein großer Krieg in der Mark und mancher Streit. Diele 
Städte, Burgen und Dörfer wurden verheert und verbrannt, wären folgende 
Städte nicht gewesen, Zrankfurt, Spandau und Treuenbrietzen, so wäre Mark¬ 
graf Ludwig aus der Mark verdrängt worden. Diese Städte aber wollten 
sich nicht von ihrem Herrn abwenden, dem sie Treue geschworen hatten. 
Nus einer Magdeburger Chronik. 
Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg durch Kaiser 
Sigismund mit der Mark Brandenburg (1417). 
1. Zu Konstanz an dem Markte saß Kaiser Sigismund,- 
ihm ward von Gram und Sorgen die Seele krank und wund, 
„wohin ich blick' im Reiche, Hader und Zwistigkeit,- 
es wankt der alte Glaube,- es seufzt die Christenheit.
	        
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