Full text: Diesterwegs Realienbuch

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in seiner Freiheit und habe und übte ein musterhaftes Regiment. Die goldene 
Zeit des Ordens war unter winrich von Rniprode (1351—82); wie ein Garten 
Gottes blühte das Preußenland. 
Nach dieser Zeit aber verfiel der Orden, die Sittenzucht ward locker und 
das Regiment selbstsüchtig. Stände und Städte murrten über die Willkür und 
Habsucht der Ordensritter. Litauer und Polen fielen über das Grdensland her 
und brachten den Ordensrittern in der Schlacht bei Tannenberg (1410) eine 
große Niederlage bei. Die Macht des Ordens ging zugrunde, und nur dem 
tapferen und klugen Nomtur Heinrich von Plauen war es zu danken, daß er 
wenigstens noch die Marienburg rettete. Heinrich wollte den Orden innerlich 
erneuern, aber die Ordensbrüder widerstanden ihm und warfen ihn sogar in 
den Nerker. Nun begann die alte Bedrückung wieder, bis die schwer besteuerten 
Stände sich empörten und die Polen zu Hilfe riefen. Oer Grden wurde wieder 
besiegt und ihm nun der westliche Teil des Landes (Westpreußen) gänzlich 
abgenommen, Ostpreußen aber wurde polnisches Lehen 
Zur Zeit Luthers war ein Zoller Hochmeister (Markgraf Albrecht von 5lns- 
bach), und diesem gab Luther den Rat, den veralteten Ordensstaat in ein welt¬ 
liches Herzogtum umzuwandeln. Oas tat er. Gr löste mit Zustimmung der 
Ordensbrüder den Grden auf, trat mit ihnen zur lutherischen Rirche über und 
erhob Preußen zu einem erblichen Herzogtum (1525). Zn Königsberg 
errichtete er eine Universität. 
1618 ging das Herzogtum Preußen unter Johann Sigismund als 
Erbe an Brandenburg über; auf diese Weise wurde Preußen dem Deutsch¬ 
tum erhalten und von der Gefahr der Slawisierung errettet. 
Die Verwüstung -er Pfalz durch die Franzosen (1688). 
Louoois, Louvois, deine Taten 
schreien hoch zum Himmel auf, 
weil du hast das Werk geraten, 
der Schandtaten großen häuf'. 
Und dein König Ludewig 
gleich auch zu den Waffen griff, 
daß mit plündern, Sengen, Morden 
ist die Pfalz ein' Wüste geworden. 
Melac, dieser Schandgeselle, 
durch Mordbrennerei und Raub 
hat gewandelt da zur Stelle 
Heidelberg in Schutt und Staub; 
lachte noch voll Spott und hohn 
und erhub sein' Faust mit Orohn, 
als die lichterlohen Flammen 
schlugen überm Schloß zusammen. 
Ach, wieviel Städt', Dörfer, Flecken, 
segnd verheert im Land umher, 
Felder, Wälder, wüste Strecken, 
und die Leut' gepeinigt sehr! 
Selbst die Toten in der Erd' 
haltet ihr des Raubes wert, 
wühlt die Särge aus den Gründen, 
ob nicht Schätze drin zu finden. 
Kaiser, kannst die Not du sehen, 
und ihr Fürsten in dem Reich, 
daß solch Schandtat kann geschehen, 
und fahrt nicht in Harnisch gleich? 
Uch, laßt doch von anderm Streit 
und besinnt euch nicht lang' Zeit, 
auf den Feind schlagt noch die Stunde, 
ansonst alles geht zugrunde. 
Aus einem alten Liederbuche. 
Das Klamo-ewesen. 
Für die fremdländische Verirrung in Tracht, Sprache und Sitte, für die 
gedankenlose Nachäfferei alles dessen, was aus Frankreich oder sonst woher 
(„weit her") kam, gebrauchte man den Ausdruck „Alamode" (d. i. „ä la mode“ 
= „nach der Mode"). 
Diese Nachäfferei geißelt Moscherosch in folgenden hübschen Zeilen 
(womit man die gleiche Torheit noch heute geißeln könnte):
	        
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