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rungen des Ostens müssen durch die Kunst und den Fleiß des Menschen
der Kultur gewonnen werden. Der trockene Sandboden trägt in der Regel
Wälder. Am besten ist der Lehm- und Tonboden zum Ackerbau geeignet. —
Das Tiesland ist auch arm an mineralischen Schätzen. Nur Salz findet
sich häufig, aber in bedeutender Tiefe. Stellenweise hat man auch große
Braunkohlenlager aufgeschlossen, und die Moore liefern große Mengen
Tors als Brennmaterial. Dennoch konnten sich große Jndustriebezirke wie
im Berglande nicht entwickeln. Das Tiefland ist vorwiegend Ackerbauland
und darum die Bevölkerung beträchtlich dünner als im Deutschen Mittelgebirge.
7. Staaten. Den Hauptteil des Tieflandes nimmt das Königreich
Preußen ein. In ihm eingeschlossen liegen in der Mitte die beiden Gro߬
herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz, im Westen das Gro߬
herzogtum Oldenburg, außerdem die drei Freien und Hansestädte Hamburg,
Bremen und Lübeck. Preußen ist der größte Staat des Deutschen Reiches,
es ist 350 000 qkm groß und hat 38 Mill. E. Es nimmt über die
Hälfte des deutschen Bodens ein und hat über die Hälfte seiner Bewohner.
Darum hat es auch die vorherrschende Stellung in Deutschland, und der
König von Preußen ist zugleich Deutscher Kaiser. Der preußische Staat
besteht aus zwölf Provinzen; fünf derselben, Rheinland, Westfalen, Hessen-
Nassau, Sachsen und Schlesien, liegen zum Teil im Mitteldeutschen Gebirgs-
lande; die sieben übrigen, Brandenburg, Posen, Ost- und Westpreußen,
Pommern, Schleswig-Holstein und Hannover, gehören ganz dem Tieflande an.
12. Pie Mark Brandenburg.
1. Lage und Boden. Die Provinz Brandenburg liegt fast in der
Mitte des preußischen Staates. Sie bildet auch den Kern desselben, um
den sich die später erworbenen Gebiete herumlegen. Sie wird von den
Provinzen Sachsen, Schlesien, Posen und Pommern und von Mecklenburg
eingeschlossen. Durch den nördlichen Teil zieht der nördliche Landrücken,
welcher fruchtbaren Ackerboden besitzt, durch den südlichen Teil der Fläming,
welcher sandig und unfruchtbar ist. Die dazwischen liegende sumpfreiche
Senke wird im Westen von der Havel, im Osten von der Oder und Warthe
entwässert. Aus dem Süden fließt die Spree zur Havel und die Görlitzer
Neiße zur Oder. Der Boden besteht meistens aus Sand, weshalb man
die Mark früher spottiveise als die Streusandbüchse des Deutschen Reiches
bezeichnete. Aus den an sich unfruchtbaren Sandflächen und Sumpfniede¬
rungen hat der Fleiß der Menschen vielfach ertragreiches Ackerland ge¬
schaffen. Im Mittelpunkt der Mark liegt Berlin.
2. Berlin. Die Hauptstadt des Königreichs Preußen und des Deut¬
schen Reiches ist die größte Stadt Deutschlands und die drittgrößte Europas;
sie hat über 2 Mill. E. Berlin ist der Mittelpunkt des norddeutschen
Binnenhandels. Elf Eisenbahnen gehen nach allen Richtungen von Berlin
aus und verbinden es mit allen wichtigen Städten des Reiches und
der Nachbarländer. Durch natürliche und künstliche Wasserstraßen ist
Berlin auch mit der Nordsee und der Ostsee verbunden. Es besitzt
ferner eine blühende Industrie, welche namentlich Maschinen, Instrumente,
Möbel, Luxus- und Modewaren erzeugt. Als Hauptstadt Preußens und
des Reiches ist Berlin der Sitz der obersten Staats- und Reichsbehörden.
Es besitzt ferner die größte deutsche Universität und zahlreiche große Museen.
Die schönste Straße Berlins ist die Straße Unter den Linden, welche mit