Full text: Realienbuch zum Gebrauch in den Volksschulen des Fürstentums Lippe

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volle Kirchen, wie die Peterskirche, und beherrschten von hier aus die 
katholische Welt. Diese Denkmäler des Altertums und des Mittelalters 
umgibt jetzt eine neue Stadt mit regem Handel und Verkehr. In Unter- 
italien finden wir die größte Stadt des Königreichs, Neapel, mit 
565 000 E. Es liegt am Ufer eines herrlichen, blauen Meerbusens, in 
einer ungemein fruchtbaren Ebene, und treibt einen bedeutenden Handel. 
d. Der Vesuv. In der Nähe von Neapel erhebt sich der 1300 m 
hohe Vesuv, ein feuerspeiender Berg. Es ist ein steiler Kegel, der mit 
grauer Asche und schwarzer Lava bedeckt ist. In die Spitze des Kegels 
ist der tiefe Krater eingesenkt, aus dem fast fortwährend Dampswolken 
aufsteigen. Bis zum Jahre 79 n. Chr. wußte man nicht, daß der Vesuv 
ein Vulkan sei. An seinem Fuße waren darum Städte und Dörfer entstanden. 
In diesem Jahre aber erfolgte ein furchtbarer Ausbruch von Asche und Lava, 
unter welcher die Städte Herkulanum, Pompeji und Stabiä begraben wurden. 
Seitdem ist der Vesuv mit kurzen Unterbrechungen bis heute tätig geblieben. 
Pompeji hat man zum großen Teil neuerdings wieder ausgegraben. 
4. Die Inseln Italiens. Die beiden größten Inseln Italiens sind 
Sizilien und Sardinien. Beide sind gebirgig; aus Sizilien liegt der 3300 m 
hohe Vulkan Ätna, der seit den ältesten Zeiten der Geschichte seine Um¬ 
wohner durch seine Ausbrüche beunruhigt hat. Die Hauptstadt Palermo 
liegt an der Nordküste Siziliens, die Stadt Messina, welche viel Apfel¬ 
sinen ausführt, an der nach ihr benannten Meerenge. Nördlich von Sizilien 
liegen die Liparischen Inseln mit einem täUgen Vulkan und im Norden 
zwischen Korsika und Italien die eisenreiche Insel Elba, welche Napoleon I. 
1814 zum Aufenthalt angewiesen war. Korsika selbst ist französisch, und 
die Felseninsel Malta, südlich von Sizilien, gehört den Engländern. 
5. Die Bewohner Italiens sind fast alle römisch-katholisch und reden 
eine einheitliche Sprache. Sie sind aber aus einer Mischung vieler Völker 
entstanden, die im Lause der Zeit in die Halbinsel eingedrungen sind. 
Zuerst kamen von Süden die Griechen und von Norden die Kelten; dann 
eroberten germanische Völker, Goten und Langobarden, das Land. 
Im Mittelalter setzten sich im Süden Normannen und Araber fest. Im 
Lande bildeten sich viele Einzelstaaten, von denen die Republiken Genua 
und Venedig durch ihren Seehandel mächtig wurden. Sie waren die Ver¬ 
mittler des Handels zwischen Morgen- und Abendland. Als aber Amerika 
und der Seeweg nach Indien entdeckt waren, schlug der Handel eine 
andere Richtung ein, und Italien verlor seine Bedeutung. Eine neue 
Blütezeit brach jedoch an, als nach Herstellung des Suezkanals der Handel 
nach Indien und Ostasien wieder den Weg durch das Mittelmeer nahm. 
Gleichzeitig wurde nach jahrelangen Kämpfen die Einigung Italiens herbei¬ 
geführt, indem im Jahre 1870 die Stadt Rom besetzt und zur Hauptstadt 
des Königreichs gemacht wurde. 
6. Erwerbsquellen. Die wichtigste Erwerbsquelle für Italien ist 
der Ackerbau. Große Mengen der erzeugten Garten- und Feldfrüchte ge¬ 
langen auch zur Ausfuhr; doch könnte das Land noch bedeutend mehr 
davon hervorbringen. Die Gewerbtätigkeit tritt dagegen zurück. Es fehlen 
dem Lande die Kohlen. Auch an Holz ist es arm; der Wald ist zum 
großen Schaden des Landes fast ganz verschwunden. Der Hauptsitz der 
Industrie ist das Poland, wo die Alpenwässer vielfach die erforderliche 
Triebkraft liefern. Hier blüht Seidensabrikation, Wollspinnerei und Weberei.
	        
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