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Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
der Schweiz, die großen Herren immer von den Höhen, und die Frei¬
heit wurzelte in den Ebenen.
Die Grafen von Holland, die Grafen von Oldenburg, die Fürsten
von Lüneburg und Hannover, die Erzbischöfe von Bremen, die Grafen
von Holstein, die Herzöge von Schleswig, die Könige von Dänemark
und noch andere haben unzählige Feldzüge in die Marschen gemacht
und mit den freien Bewohnern derselben blutige Kriege geführt, die
erst nach langen Jahrhunderten mit Unterdrückung, wo nicht der Frei¬
heit, doch der souveränen Unabhängigkeit derselben ebenso endigten
wie die Kriege der Fürsten mit den kleinen Reichsrittern und mit den
freien Reichsstädten.
5. Gewöhnlich pflegt ein besonders gestaltetes Land nicht nur be¬
sondere Sitten hervorzubringen, sondern auch schon von Haus aus
einem ganz besonderen Volke zum Anhaltepunkte zu dienen. So haben
in Böhmen und Mähren deutsche Stämme die Gebirge besetzt, während
die Ebene von Slaven eingenommen werden. Dasselbe zeigt sich in
der Marsch und Geest. Keine Nation hat sich in allen den bezeichneten
Marschdistrikten wichtiger und größer gezeigt als die der Friesen und
der ihnen verbündeten Holländer. Sie haben einst, wie es scheint, den
ganzen und großen, weit über 100 Meilen langen, fast ununterbrochenen
Marschsaum bewohnt, der sich von der Mitte der Halbinsel Jütland
bis an die Grenzen von Belgien erstreckt. Ihre Nachbarn im Süden
und Westen sind fast auf dieser ganzen Strecke die Deutschen nieder¬
sächsischen Stammes gewesen. So wie die obersächsischen Deutschen ein
wahres Bergmannsvolk sind, so wie sie überall, im Harzgebirge, im
Wendenlande, im Erzgebirge, in Ungarn und auch in anderen Ländern,
wo es Arbeit für den Bergmann gab, sich kolonisierend ausgebreitet
haben, so sind die Holländer und die Friesen ein wahres Marschvolk,
das man überall zu Hilfe rief, wo es Marschen einzudeichen, wo es
Wasserbauten auszuführen gab, und das sich daher in dem ganzen
bezeichneten Gebiete verbreitete.
Am meisten hat sich bisher die friesische Nationalität in den¬
jenigen Marschen bewahrt, denen ich jetzt zureiste, in den schleswigschen
Marschen, und auf den vielen kleinen Inseln, die an ihrer Küste liegen;
doch weicht sie auch hier mehr und mehr dem niedersächsischen
Übergewicht.
6. Die plattdeutsche Sprache ist mehr ausgebreitet und
mächtiger als die friesische, die nie Schriftsprache wurde und nur
von wenigen Menschen verstanden wird. Die plattdeutsche Sprache
ist hier überall die Sprache der Schiffer und des Marktverkehrs, und
sie setzt sich daher in den Städten und Marktflecken zuerst fest, um
von da aus das platte Land zu erobern. Nur in den entlegenen
Dörfern, Bauernhöfen und Inseln wird noch rein Friesisch gesprochen.
Sie ist die Grund- und Muttersprache des Volkes und weicht so sehr
vom Plattdeutschen, Hochdeutschen und Holländischen ab, daß man sie
durchaus keiner dieser Sprachen als Dialekt zuzählen kann, sondern
das Recht eines eigenen deutschen Hauptdialekts für sie in Anspruch