I Friedrich II. der Große. {740— \786. — ß. Seine Regierung. [23 
3. Sorge für das Beer. Die Sicherheit Preußens hing von 
der Tüchtigkeit des peeres ab. Daher verwandte der König, wie sein 
Vater, auf dasselbe die größte Sorgfalt. Gr vermehrte es auf an¬ 
nähernd 200000 Mann und war bemüht, durch strenge Aufsicht und 
große Feldmanöver seine Schlagfertigkeit zu erhöhen. Die Mannszucht 
war sehr streng, denn der größte Teil der Soldaten bestand aus ange¬ 
worbenen Leuten. Die Wehrpflicht war erleichtert worden, damit nicht 
zu viele junge Leute dem Bckerbau und dem Gewerbe entzogen wurden. 
Die Offiziere entnahm der König vorzugsweise dein Bdel, nur in 
Kriegszeiten wurden auch Bürgerliche zugelassen, Patte sein Vater die 
Infanterie auf die pöhe gebracht, so muß Friedrich als der Schöpfer 
der Kavallerie angesehen werden; ihr gab er den Befehl, sich nie 
vom Feinde angreifen zu lassen, „sondern die Preußen sollen allemal 
den Feind attaquieren". 
Sorge für das wirtschaftliche Wohl der Bewohner. 
a) Landwirtschaft. Da der größte Teil der erwerbsmäßigen Bevölkerung 
in der Landwirtschaft beschäftigt war, so mußte diesem Zweige eine ganz 
besondere Bufmerksamkeit geschenkt werden. Friedrich war besonders 
darauf bedacht, mehr bebauungsfähiges Land zu gewinnen. Deshalb 
ließ er das Oder-, Warthe- und Netzebruch entwässern. Bls er 
einst die blühenden Gefilde des Gderbruches erblickte, rief er beglückt 
aus: „Pier habe ich mitten im Frieden eine Provinz erobert, auf die 
ich keinen Soldaten zu halten brauche." Friedrich sorgte auch dafür, 
daß der Boden gut angebaut wurde. Gr befahl, alle leeren Plätze mit 
Obstbäumen zu bepflanzen und neben den Däusern Gemüsegärten an¬ 
zulegen; auch Maulbeerbäume sollten angepflanzt werden, damit die 
Seidenraupenzucht eingeführt werden konnte. Sehr viel lag ihm daran, 
den Kartoffelbau in seinem Lande zu verbreiten. Die Bauern brachten 
dem neuen Gewächs wenig vertrauen entgegen. Friedrich ließ dasselbe 
durch seine Beamten und Prediger immer wieder empfehlen und ver¬ 
zehrte selbst vor den Bugen des Volkes ein Gericht Kartoffeln. — Um 
das immer noch dünn bewohnte Land mehr zu bevölkern, rief er aus 
West- und Süddeutschland, der Schweiz und Polland Ginwanderer herbei. 
Im ganzen wurden während seiner Negierungszeit etwa 300000 Bn- 
siedler herangezogen und 900 neue Dörfer gegründet. Nach dem Sieben¬ 
jährigen Kriege gab er den Landleuten Saatkorn und Pferde, damit 
sie den Boden bestellten, und Geld, damit sie ihre zerstörten päuser 
wieder aufbauen konnten. Gern hätte er einen freien Bauernstand ge¬ 
schaffen; aber hierfür war die Zeit noch nicht gekommen. 
d) Gewerbe. Neben der Landwirtschaft nahm sich der König 
auch des Gewerbes an. Buch er wollte, wie sein Vater, daß möglichst 
alle Gegenstände im Lande selbst hergestellt wurden, damit das Geld nicht 
ins Busland ging. Den Gingang fremder waren erschwerte er durch
	        
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