§ 14. Friedrich Barbarossa und die Hohenstaufen.
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den Seinen. — Da das Ziel aller dieser Kämpfe für ihn unerreichbar
war, gab er den Kampf auf. In Venedig schloß er mit dem Papste und
den lombardischen Städten Frieden. Diese erkannten Friedrichs Oberhoheit
an, aber ihre Freiheiten, wie z. B. die Wahl ihrer Bürgermeister, wurden
ihnen gelassen.
4. Heinrich der Löwe hatte sich bei Fürsten und Bischöfen durch sein
gewalttätiges Auftreten verhaßt gemacht. Er wurde deshalb beim heim¬
kehrenden Kaiser, der ja auch Heinrich grollte, verklagt und von diesem ge¬
ächtet; er verlor seine Länder. Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, der
Stammvater des bayrischen Herrscherhauses. Sachsen wurde geteilt. Nach
tapferer Verteidigung unterwarf sich Heinrich dem Kaiser in Erfurt, bat
ihn fußfällig um Gnade und erhielt sein Erbland, Braunschweig und Lüne¬
burg, wieder, wo bis vor kurzem seine Nachkommen regierten.
5. Zu einem Friedensfeste wurde der Reichstag, den Friedrich 1184
zu Mainz abhielt. Hier erschienen die deutschen Fürsten und Bischöfe, und
Gesandte aus Frankreich, England, Italien und Spanien. Man zählte
70000 Ritter; unzählbar war die übrige Menge des Volkes. Sie alle
wurden auf Kosten des Kaisers bewirtet. Ritterliche Kampfspiele, Gast¬
mahle und Wettgesänge der Minnesänger wechselten in bunter Reihe. Noch
lange nachher sprach man von diesem Feste in Deutschland. Noch einmal
zog der Kaiser nach Italien. Ehrfurchtsvoll wurde er aufgenommen. Er
vermählte seinen ältesten Sohn Heinrich mit Konstantia, der Erbin des
Normannenreiches in Süditalien.
6. Kreuzzug und Tod. So schien der Abend dieses Heldenlebens
ruhig zu verlaufen. Da erscholl die Kunde: Sultan Saladin von Ägypten
hat Jerusalem erobert! Friedrich sammelte ein großes Kreuzheer und ge¬
langte glücklich nach Kleinasien. Unter Entbehrungen aller Art und An¬
griffen der Türken litt das Heer furchtbar. (Uhland: Schwäbische Kunde.)
Endlich besiegte der Kaiser die Türken vollständig. Als sein Heer an den
damals wasserreichen Saleph (Cilicien) kam, dauerte dem Kaiser der Über¬
gang zu lange, und er sprengte in die Flut. Aber die Wellen rissen ihn
hinweg, und nur seinen Leichnam vermochten die Seinen zu retten. Lautes
Wehklagen der Deutschen erfüllte Tag und Nacht die Luft. In Antiochia
wurden seine Gebeine beigesetzt, 1190. Er selbst aber lebte fort in der
Liebe und Sage des deutschen Volkes, das von ihm erzählte: im Kyff-
häuser schlafe er und werde einst wiederkommen, um des Reiches Herrlich¬
keit zu erneuern. Das ist geschehen 1870 u. 1871: Kaiser Rotbart ist als
Kaiser Weißbart (Kaiser Wilhelm I.) auferstanden! (Rückert: Der alte
Barbarossa, und Geibel: Kaiser Rotbart.)
7. Barbarossas Nachfolger waren zwar gewaltige Regenten, doch
verbrauchten sie ihre besten Kräfte im Kampfe mit den übermächtig ge¬
wordenen Päpsten. Am furchtbarsten entbrannte dieser zur Zeit Friedrichs II.
Zu seiner Zeit wurden die Mongolen durch den Herzog Heinrich den
Frommen durch die Schlacht bei Wahlstatt 1241 am weiteren Vordringen
nach Westen aufgehalten. Mitten im Kampfe mit dem Papste und den