Full text: Nicolaisches Realienbuch

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* Chlodwig, der Begründer des Frankenreichs (um 500). 
1. Die Franken breiteten sich während der Völkerwanderung vom 
Niederrhein westwärts nach Gallien aus. Nach der Völkerwanderung be¬ 
siegte der junge Frankenkönig Chlodwig aus dem Geschlechte der Mero¬ 
winger den römischen Statthalter in Gallien und nahm das Land bis an die 
Seine, später bis an die Loire in Besitz (Hauptstadt Paris). 
2. Alsdann zog Chlodwig gegen die benachbarten Alemannen am Ober¬ 
rhein und besiegte sie in einer furchtbaren Schlacht (wahrscheinlich 496 bei 
Zülpich). Die Überlieferung erzählt, Chlodwig habe in der größten Not 
während des 'Kampfes gelobt, Christ zu werden, wenn ihm der mächtige 
Christengott den Sieg verleihe. Es geschah, und Chlodwig ließ sich in Reims 
taufen. Hierdurch gewann er den beträchtlichen Teil seiner römischen Unter¬ 
tanen für sich. Mit Chlodwig empfingen mehrere Tausend Franken die 
Taufe. Auch die Burgunder und Westgoten im südlichen Gallien besiegte 
Chlodwig und nahm das Land in Besitz. Nachdem er durch List und 
Grausamkeit seine Verwandten beseitigt hatte, war er alleiniger Beherrscher 
des Frankenreiches von der Garonne und dem Atlantischen Ozean bis zum 
Neckar und Alain und bis an die Nordsee geworden. 
3. Mit Klugheit und Besonnenheit ging nun Chlodwig daran, die ver¬ 
schiedenartigen Völkerschaften seines Reiches zu einem Volke zu vereinigen, 
indem er sich bestrebte, bei ihnen gleiche Religion, Sprache und Recht¬ 
sprechung einzuführen. Dagegen ließ er die unterworfenen Völkerschaften 
zum größten Teil im Besitz ihres Grundeigentums, ihrer Freiheiten und 
Rechte; nur die Staats- und Heereseinrichtnngen wurden wie bei den 
Franken geordnet. 
Entstehung des Lehnswesens. Von dem eroberten Lande nahmen 
Chlodwig und seine Nachfolger einen großen Teil als Königs- oder Krongnt 
für sich in Besitz. Einen Teil desselben überwiesen sie ihren Kriegern als 
freies Eigentum oder Allod, während sie einen andern Teil ihren „Getreuen" 
und „Tischgenossen" zur Nutznießung gewöhnlich ans Lebenszeit überließen 
oder liehen, weshalb es „Lehen" genannt wurde. Der Lehnsmann oder 
Vasall war seinem Herrn jederzeit zur Heeressolge verpflichtet. Vielfach 
verliehen die Vasallen ihre Lehen an Untergebene weiter. Diese hatten dafür 
bestimmte Abgaben aus den Erträgen (Getreide, Vieh) zu leisten und 
gewisse Arbeiten zu verrichten. Im Falle eines Krieges bildeten sie als 
Dienstmannen das Gefolge des Lehnsherrn, der sie dem Könige zuführte. 
Später übertrugen auch freie Besitzer, um von dem drückenden Kriegsdienste 
befreit zu sein, ihr Eigentum einem mächtigen Herrn und empfingen es als 
Lehen wieder zurück Auch durch teilweise Vergebung des Landbesitzes, den 
die fränkischen Könige den Kirchen und Klöstern überwiesen hatten, wurde die 
Zahl der Lehnsmänner und dadurch der Dienstmannen, besonders unter 
Karl Martell, vermehrt. So bildete sich allmählich an Stelle des bisherigen 
Geburtsadels ein Lehnsadel heraus, und viele Freie sanken in das 
Verhältnis der Hörigkeit herab.
	        
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