Full text: Nicolaisches Realienbuch

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behielt Elsaß-Lothringen; Schleswig-Holstein blieb bei Dänemark, das 
außerdem das Herzogtum Laueuburg erhielt. 
e) Gründung des Deutschen Bundes. Da die Bestrebungen Steins und 
anderer Vaterlandsfreunde ans dem Wiener Kongreß, das Deutsche Reich 
wieder herzustellen, gescheitert waren, so schlossen sich 40 deutsche Staaten nach 
dem Muster des Rheinbundes zum „Deutschen Bunde" zusammen. Der 
Zweck des Bundes war die Erhaltung der innern und äußern Sicherheit 
der Staaten und der Rechte der Bundesmitglieder. Zur Beilegung von Streitig¬ 
keiten untereinander wurde ein Ausgleichsgericht eingesetzt. Der Deutsche Bund 
umfaßte außer den heutigen 26 deutschen Staaten noch Österreich, das König¬ 
reich Hannover, das Kurfürstentum Hessen-Kassel, das Großherzogtum Luxem¬ 
burg, das Herzogtum Holstein, die Landgrasschaft Hessen-Homburg, die freie 
Stadt Frankfurt am Main und mehrere Fürstentümer. Drei Bundesmitglicdcr, 
der König von Hannover (England), der Großherzog von Luxemburg (Nieder¬ 
lande) und der Herzog von Holstein (Dänemark), waren ausländische Fürsten. 
Die oberste Behörde war der Bundestag, von Gesandten aller zugehörigen 
Staaten gebildet, mit dem ständigen Sitz in Frankfurt a. M. Den Vorsitz 
und damit die ganze Leitung hatte Österreich. Gemeinsam war die Vertretung 
des Bundes nach außen und das Bnndesheer. Den einzelnen Staaten wurden 
von den Landesherren eine Verfassung versprochen, aber nur die Klein- und 
Mittelftaaten erhielten sie allmählich. Preußen zögerte lange; Österreich 
verblieb weiter unter dem mächtigen Einstuß seines Kanzlers Metternich. — 
Die Bundesverfassung wies verschiedene Mängel auf. Der Bund bildete keinen 
festgefügten Bundesstaat wie das Deutsche Reich, sondern einen lockeren 
Staatenbund völlig selbständiger Fürsten. Es fehlte ein gemeinsames Bundes- 
oberhanpt und ein ständiger Bnndesfeldherr. Dazu kam der überwiegende 
Einfluß Österreichs (Metternich), die Zurücksetzung Preußens, die Kleinstaaterei 
und die Zugehörigkeit ausländischer Fürsten, die für das Wohl Deutschlands 
kein Interesse hatten. 
f) Gründung der „Heiligen Allianz". Auf dem Wiener Kongreß ver¬ 
einigten sich die drei verbündeten Monarchen, Kaiser Alexander I. von Ru߬ 
land, Kaiser Franz I. von Österreich und König Friedrich Wilhelm III. von 
Preußen zur „©eiligen Allianz" mit dem Gelöbnis, ihre Staaten nach den 
Vorschriften der christlichen Religion zu regieren. Später traten fast alle 
europäischen Staaten der Verbindung bei. 
II. Napoleons Rückkehr und der Krieg von 1815. Napoleon hatte mit 
Aufmerksamkeit die Entwickelung der politischen Angelegenheiten verfolgt. 
Die Mißstimmung in Frankreich gegen die neue Regierung sowie die Un¬ 
einigkeit unter den Teilnehmern des Wiener Kongresses ermutigten ihn zu 
einem kühnen Wagnis. Mit wenigen Getreuen landete er plötzlich an der 
Küste Frankreichs, wo er von den alten Truppen und seinen Anhängern mit 
Jubel empfangen wurde, und bald darauf hielt er in Paris seinen Einzug. 
Sämtliche Staaten Europas (außer Schweden) schlossen ein Bündnis gegen 
Napoleon, der mit einem bedeutenden Heere in Belgien eindrang und Blücher 
nach tapferer Gegenwehr bei Ligny (16. Juni 1815) besiegte (Blücher in
	        
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