Full text: Nicolaisches Realienbuch

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der mächtigste Ballenstedter in der Mark ins Grab. Mit seinem Neffen, 
Heinrich von Landsberg, das „Kind" genannt, erlosch ein Jahr daraus das 
Hans Anhalt in Brandenburg. 
3. Ausdehnung der Mark. Unter der Herrschaft der Askanier hatte 
die Mark Brandenburg beträchtlich an Ausdehnung gewonnen, so daß sie 
damals schon an Größe dem heutigen Umfange ungefähr gleichkam. 
Die Bayern in der Mark (1324-1373), 
1. Trostloser Zustand des Landes. Nach dem Tode Waldemars blieb 
die Mark mehrere Jahre ohne rechtmäßigen Landesherrn; deshalb rissen 
benachbarte Fürsten Teile der Mark los. Im Lande nahmen Fehdewesen 
und Raubrittertum überhand. Die Städte wurden mit schweren Abgaben 
bedrückt, die freien Bauern in den Dörfern untertänig gemacht, der Handel 
durch die Wegelagerei arg geschädigt. 
2. Besitznahme des Landes durch die bayerischen Fürsten. Um den 
traurigen Zuständen ein Ende Zu machen, erklärte der damalige Kaiser Ludwig 
der Bayer die Mark für ein freigewordenes Reichslehen und übergab sie 
seinem erst achtjährigen Sohne Ludwig, mit dem Beinamen „der Ältere". 
Doch dieser kümmerte sich später wenig um das Land, ließ sich selten 
in der Mark blicken und vermochte weder nach außen noch im Innern 
Ruhe und Ordnung herzustellen. Immer mehr nahmen Faustrecht und 
Bürgerkriege überhand; Berlin wurde in dieser Zeit wegen Ermordung des 
Propstes Nikolaus von Bernau mit dem Bann belegt (Kreuz an der Marien¬ 
kirche). Weite Strecken Landes lagen verödet; Dörfer und Städte waren 
niedergebrannt. Da gedachten die Bewohner der Mark des ehemaligen 
Wohlstandes unter den Anhaltinern und sehnten noch einmal die Zeiten 
Waldemars herbei. 
3. Auftreten des falschen Waldemars. Unter solchen Umständen war 
es natürlich, daß ein Gerücht, Waldemar sei nicht gestorben, sondern von 
einer Pilgerfahrt nach dem Heiligen Lande wiedergekehrt, willig Glauben fand. 
Die benachbarten Fürsten und selbst Kaiser Karl IV. erkannten ihn an; nur 
wenige Städte, z. B. Brietzen (Trenenbrietzen), Frankfurt a. O. und Spandau 
blieben Ludwig treu. Später erklärte der Kaiser, sich geirrt zu haben, und 
belehnte Ludwig aufs neue mit der Mark, der sie aber bald darauf an seinen 
Bruder Ludwig den „Römer" abtrat. Dieser vertrieb den falschen Waldemar 
und suchte wieder Ordnung im Lande herzustellen. Während seiner Regierung 
erhob Kaiser Karl IV. 1356 durch das Wahlgesetz der „Goldenen Bulle" die 
Mark Brandenburg zum Kurfürstentum, wodurch die Markgrafen das Recht 
erwarben, bei der Kaiserwahl ihre Stimme abzugeben. 
4. Übergang der Mark an die Luxemburger. Ludwigs Nachfolger, 
Otto, wegen seiner Lässigkeit der „Faule" genannt, trat 1373 gegen eine 
Entschädigung von 500 000 Goldgulden (etwa 3 V2 Mill. Mark) das Land 
an Kaiser Karl IV. ab. So fiel Brandenburg an das Fürstengeschlecht der 
Luxemburger. 
Realienbuch. 4
	        
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