Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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bewahren vermögen. Soweit die Blicke reichen, sehen wir Fa⸗ 
brikanlagen, hören wir Räder schnurren, Essen brausen, Bi 
blasen und Dampfmaschinen ihre eintönige Sprache reden. Leb⸗ 
haft erinnert uns der ganze Schauplatz an Schillers Worte: 
„Die Werke klappern Nacht und Tag, 
Im Takte pocht der Hämmer Schlag, 
Ünd, bildsam bon den mächt'gen Streichen, 
Muß selbst das Eisen sich erweichen.“ 
Dieses eigenartige Gebiet wird nach der Saar das Saar 
kohlenbecken oder nach der im Mittelpunkte liegenden Stadt 
Saurbrücken der Saarbrücker Bezirk genannt. Derselbe 
umfaßt den südlichsten Teil der Rheinprovinz und des preu— 
ßischen Regierungsbezirkes Trier, nämlich die drei Kreise Saar— 
bins, Saarbrücken und Ottweiler, und reicht noch, über die 
Grenzen Preußens hinaus in die bayrische Rheinpfälz und das 
lothringische Reichsland. Seine Länge beträgt etwa 100, seine 
Breite 20 Kilometer. Der Kreis Saarbrücken ist das Herz des 
Saarkohlenbeckens. Hier liegen in einem malerischen Wiesen⸗ 
hale an der Saar, duͤrch zwei Brücken verbunden, die Schwester⸗ 
flädle Saarbrücken und St. Johann, an welche sich im Westen 
has rasch aufblühende Malstatt-Burbach anschließt. Wie hier, 
so herrscht auch noch an vielen anderen Orten des Kreises auf 
Kohlengruben, großartigen Hüttenwerken und umfangreichen Fa⸗ 
briken die rastloseste Thätigkeit und das regste Leben. In dem 
oͤstlich angrenzenden Kreise Ottweiler befinden sich das be⸗ 
deneudste Steinkohlenbergwerk des Bezirkes, die Grube Heinitz⸗ 
Dechen mit ihren drei Koklsanstalten, das umfangreichste Eisen⸗ 
Ind Stahlwerk zu Neunkirchen und die beiden ergiebigen Gruben 
Reden und Konig. Von Saarbrücken aus erstreckt sich der In— 
dustriebezirk nach Westen an der Saar entlang noch weit in den 
Kreis Saarlouis hinein. 
Wenden wir uns nun der Unterwelt, d. h. dem eigentlichen 
Saarbrücker Steinkohlengebirge, zu, so emerken wir zunächst, 
daß ein Teil mit seinen Kohlenfloözen sichtbar zu Tage tritt, 
während ein anderer Teil von jüngeren Gebirgsschichten bedeckt 
wird. Das ganze Kohlenbecken (die Mulde) nimmt bei 52 Kilo⸗ 
meter Länge und 15 Kilometer Breite eine Gesamtfläche von 780 
Quadratkilometer ein, von denen 450 Quadratkilometer unbedeckt 
an der Erdoberfläche hervortreten. Der Abbau der Steinkohlen 
begann einst an der Erdoberfläche und bewegt sich in unseren 
Taͤgen bereits in einer Tiefe von 5698 Meter unter Tage in den 
Maͤhbachschächten, von 582 Meter, in den Kreuzgräben und von 
367 Meler n den Camphausenschächten. Es müssen also die
	        
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