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§. 68. Der Waldmeister (Aspemla odorata). Wurzel-
stock ausdauernd; Stengel aufrecht, O/?—3 dm hoch; Blätter
lanzettlich mit scharfem Rande, zu 4 oder 8 im Quirl; Blüten
in DoldeutrauLen, Kelch sehr klein, Blumenkr. glockig, 4spaltig,
4 Stbgf., 1 Stempel; Früchte kugelig, mit hakigen Borsten be¬
setzt. Schattige Wälder, 5.6. Frisch und getrocknet von angenehmem
Gerüche. Maitrank.
Dem Waldmeister sehr ähnlich ist das Labkraut (Galium), unter¬
scheidet sich aber durch die radförmige Blumenkrone. Au 25 deutsche Arten:
Sumpf-L. (G. palustre), 4—6; gemeines L. (G. mollugo), 5—8; kletterndes
L. (G. aparine), 6—9. Verwandt ist auch «die in Südeuropa angebaute
Färberröthe oder Krapp (Rubia tinctorum), deren Wurzel eine schöne rothe
Farbe liefert.
1. Was ist ein Quirl, eine Doldentraube? — 2. Stelle alle bis jetzt
durchgenommenen Pflanzen nach der Zahl ihrer Stbgf. zusammen!
§. 69. Das Schöllkraut (Ohelidomurn rnagus). Wur¬
zelstock ausdauernd; Stengel ausrecht, verzweigt, 3—6 dm hoch;
Blätter unpaarig gefiedert; Blüten gelb, 3—6 in einer lockern
Dolde zusammenstehend; Kelch 2blättrig und hinfällig; Blkr.
4blättrig; Stbgf. zahlreich, dem Fruchtboden angewachsen; Griffel
fehlt, Narbe 2lappig. Frucht eine schotenförmige Kapsel
(die beiden Klappen sind durch keine Scheidewand getrennt). An
Mauern und Hecken, 5—9; der frische, gelbe Saft ist giftig und
ätzt Warzen weg.
Das Schöllkraut gehört zur Familie der Mohn-Gewächse. — Acker-
Mohn (Papaver argemone) und Klatschrose (P. rhoeas) finden sich
häufig unter der Saat (große, rothe Blumen); der Schlafmohn (P.
somniferum) wird bei uns angebaut, er liefert Mohnöl und Opium.
1. Vergl. Blüten und Früchte des Schöllkrauts mit denen des Wiesen¬
schaumkrauts! — 2. Beschreib den Mohn! — 3. Gieb die gemeinsamen
und unterscheidenden Merkmale der Gattungen Mohn und Schöllkraut an!
§. 70. Das Knabenkraut (Orchis). An 18 deutsche
Arten, die zu unsern schönsten Wiesenpflanzen gehören. Der
Wurzelstock erzeugt jährlich neue fleischige Knollen, während
die alten zur Ernährung der Pflanze dienen. Der Stengel ist
aufrecht und erreicht eine Höhe von l1/2—5 dm; Blätter lan¬
zettlich und parallelnervig; Blüten stehen in endständigen Aehren,
sind meistens roth oder kupferfarben, zuweilen auch weiß und
gelblich, ein wenig gesprenkelt. Blütenhülle 6gliederig, unregel¬
mäßig, rachig, verdreht und mit einem Sporn versehen. Das
2sächerige Stbgf. ist dem Pistill angewachsen. Frucht eine
Kapsel. — Die Wurzelknollen geben eine nahrhafte Speise.
Einige Arten haben 2 runde, ungetheilte Knollen, z. B. das
gemeine K. (0. morio), 4. 5, auf Wiesen und Aeckern, das
männliche K. (0. mascula), 5—7, auf Waldwiesen; andere
haben handförmig gespaltene Knollen, z. B. das gefleckte K. (0.
maculata), 5. 6.