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müßten; allein andere, als die drohenden früheren Nachrichten, ge¬
langten nicht auf solche Schritte nach Hannover und Celle.
Da erst, im August 1651, vielleicht zu spät, beschloß man, den
Kriegsrath Sittich von Schlitz, genannt von Görtz, in Begleitung
des helmstädtischen Professors Blume, nach Italien zu schicken, um
sich von allen Gerüchten selbst zu überzeugen, und nur nach ge¬
gebener Instruktion selbst in dieser delikaten Sache handelnd einzu-
greiscn, so weit es überhaupt noch geschehen könne. Als diese Ab¬
gesandten im November in Venedig anlangten, war der Herzog
schon seit 2 Monaten nach Rom gegangen. Man reiste ihm nach,
erfuhr aber sogleich von einem alten Bedienten, daß Johann Fried¬
rich schon vor 10 Monaten zu Assisi im Beisein des Grafen Rantzau
förmlich imb feierlich zur katholischen Religion übergetreten war.
Noch im Jahre 1651 beschlossen, ans solche Nachrichten, auch
die beiden Brüder Georg Wilhelm und Ernst August eine Reise
nach Italien. Sie hatten vom 20.—22. Januar 1652 eine Zu¬
sammenkunft mit Johann Friedrich in Perugia. Allein man mußte
sich von allen Seiten überzeugen, daß der Uebertritt aus wirklich
innerem Bcdürfniß und nicht auf den Grund einer bloßen Ueber-
rednng erfolgt sei. Da war freilich nichts zu thun, itnb man
mußte sich in das Unvermeidliche fügen.
Johann Friedrich schrieb sodann noch in demselben Jahre
nach Celle, und ließ seine Zurückknnft nach Hause für den Fall
Zusagen, daß man ihm freie Ausübung seiner Religion und die
alten Deputatgelder bewilligen würde. Der Fall kam vor die Con-
sistvrien, die Helmstädter Theologen und den Ausschuß der Stände.
Nach langem Debattiren erfolgte am 2l. Juli 1652 der Bescheid,
daß einem Mitgliede der fürstlichen Familie in Folge der Recesse
von 1636 und 1646 die Ausübung der katholischen Religion im
eigenen Lande nicht zugestanden werden könne. Johann Friedrich
blieb daher vorerst für gewöhnlich in Italien.
Im Laufe der Jahre ward man auch hier nachgiebiger. Als
aber gar 1665 sein Geschick ihn auf den Thron rief, war der Re-
ligionspnnkt uub das Privat-Epercitinm der katholischen Confes-
sion von Seiten des Fürsten in keiner Beziehung noch ein Stein
des Anstoßes. Der apostolische Vikar und Bischof von Maroceo,
Valerio Maccioni, besorgte die Capelle; freiwillig convertirten so¬
fort der Hofmarschall von Moltke und Freiherr Knigge zu Bredcn-
bcck. Schon früher war jener Professor Blume ans Helmstadt,