114
einmal dem Namen nach gekannt hatte. Sage mir nun noch einer:
„Wer ungebeten zur Arbeit geht, geht ungedankt davon!“
135. Lieber das Leben als die Treue lassen.
Nach dem Lüneburger Lesebuch.
Als die Franzosen im Jahre 1807 Danzig von allen Seiten ein—
zuschließen suchten, kamen sie auch in das Dorf Kahlberg, ließen den
Schulzen kommen und verlangten, er solle ihnen über die Umgegend ge—
naue Auskunft geben. Dieser erklärte aber trotz aller Drohungen, er als
Untertan, der seinem Landesvater den Eid der Treue geschworen habe,
dürfe den Feinden des Königs keine Dienste leisten, die dem Lande nach—
teilig werden könnten. Als man drohte, ihn zu erschießen, wenn er nicht
sogleich gehorche, antwortete er: „Nun, wenn es erschossen sein muß, so
will ich mich lieber erschießen lassen, weil ich meine Pflicht tat, als wenn
ich als Landesverräter erfunden würde.“ — Diese Treue flößte selbst den
Feinden Achtung ein, und unversehrt ließ man den braven Mann wieder gehen.
136. Mein Vaterland.
a) Dem Land, wo meine Wiege stand.
Julius Sturm.
1. Dem Land, wo meine Wiege stand,
ist doch kein andres gleich;
es ist mein liebes Vaterland
und heißt das Deutsche Reich.
2. Wie lieblich sind hier Berg und Tal,
die Wälder wie so schön!
Wie lockend auch im-Sonnenstrahl
die rebumkränzten Höhn!
3. An Städten rauscht vorbei der Strom,
trägt reicher Kaufherrn Gut,
und freundlich spiegelt Burg und Dom
sich in der blauen Flut.
Mein Kaiser aber thront als Held
in tapfrer Heldenschar
und führt in seinem Wappenfeld
den sieggewohnten Aar.
5. Drum fragt man mich nach meinem Land,
brennt mir das Herz sogleicihe
und stolz dem Frager zugewandt,
ruf' ich: „Das Deutsche Reichl“