fullscreen: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

55 
Jede Pflanze mit ausdauerndem, holzigem Stamm und mit Asten, 
welche durch ihre Zweige und Blätter eine Krone bilden, ist ein 
Bauͤm. Bie Linde ist ein Baum und zwar ein wild wachsender 
Laubholzbaum. 
120. Der Schãäferjunge. 
Im Siebenjährigen Kriege raubte ein russischer Soldat einem 
Schaäͤferjungen einen Hammel von der Weide. Der Knabe fiel dem 
Soldaten zu Füßen und bat ihn, er moͤchte ihm seinen Hammel lassen. 
Umsonst; so sehr der Knabe ihn auch bat, der Soldat schleppte den 
Hammel fort. Der Knabe ging zu dem Obersten des Regiments und 
lagte seine Not „Kannst du mir den Dieb angeben, so soll er seinen 
Lohn haben,“ sagle der Oberst. „Wenn ich ihn sehe, kenne ich ihn 
gewiß wieder,“ antwortete der Knabe. „Gut, diesen Mittag ver— 
sammelt sich das ganze Regiment, dann komme und zeige mir den 
Dieb!“ Als nun die Soldaten alle in Reihe und Glied standen, kam 
der Schäferjunge, lief hinter den Soldaten hinunter und rief auf 
einmal: „Hier hab' ich den Dieb!“ „Was?“ sagte der Oberst, wie 
kannst du den Dieb auf dem Rücken erkennen? Da sehen sie alle gleich 
aus “ und lachte. Aber der Schäferjunge sprach: Sieht der Herr 
Oberst hier den roten Strich? Der ist von meinem Rötel, womit ich 
sonst die Schafe zeichne. Als der Soldat sich durch mein Flehen 
nicht rühren ließ, klammerte ich mich an ihn und machte dabei den 
Rötelstrich an seine Degenkoppel.“ 
Der Oberst wunderte sich über den Einfall des Knaben und 
beschenkte ihn, daß er sein Schaf vergaß; dem Soldaten aber gab er 
seinen Lohn, wie ihn ein Dieb verdient. 
121. Das Hirtenbüblein. 
Es war einmal ein Hirtenbübchen; das war wegen seiner weisen 
Antworten, die es auf alle Fragen gab, weit und breit berühmt. Der 
König hörte auch davon, glaubte es nicht und ließ das Bübchen 
kommen. Da sprach er zu ihm: „Kaunst du mir auf drei Fragen, 
die ich dir vorlegen will, Antwort geben, so will ich dich ansehen wie 
mein eigen Kind, und du sollst bei mir in meinem königlichen Schlosse 
wohnen.“ Das Büblein sprach: „Wie lauten die drei Fragen?“ Der 
König sagte: „Die erste lautet; Wie viel Tropfen Wasser sind in dem 
Weltmeer?“ Das Hirtenbüblein antwortete: Herr König laßt alle 
Flüsse auf der Erde verstopfen, damit kein Tröpflein mehr daraus 
ins Meer fließt, das ich nicht erst gezählt habe, so will ich euch sagen, 
wie viel Tropfen im Meere sind.“ Der König sprach: „Die andere 
Frage lautet: Wie viel Sterne stehen am Himmel?“ Das Hirten— 
bublein sagte: „Gebt mir einen großen Bogen weißes Papier!“ Und 
da machte es mit der Feder so viel feine Punkte darauf, daß sie kaum
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.