fullscreen: Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes

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tas llienana, die treffliche Bibliothek (palatlna) waren Institute, wie damals das ganze 
Deutschland nicht viele aufzuweiscn hatte. Auch die Versetzung eines Wittelsbachers 
(Christoph von der Oberpfalz 1439, t 1448) auf den schwedischen Thron, erhöhte 
den pfälzischen Namen, so wie die kräftige Individualität des Kurfürst Friedrich 
des Siegreichen (des sogenannten bösen Fritz) 1449 — 1476, des Mannes, der im 
Virgil, auf dem Schachbrett und auf dem Schlachtfeld gleich sehr zu Hause war, 
den Trutzkaiser bauctc und Einer der Ersten stehende Truppen hielt. Freilich wurden 
diese in allen deutschen Ländern eine Last für Schatz und Uuterthanen! Friedrich 
zerstörte auch die Stühle des Fehmgerichts in seinem Lande und jagte die Freigra- 
fcn fort. Wie Baicrn schwächte auch die Pfalz der Landshutcr Erbfolgekricg und 
ein neues Fürstenthum (die junge Pfalz) zu Neuburg an der Donau. Eine stän¬ 
dische Verfassung war in der Rheinpfalz nicht vorhanden. Uebrigens bildete dieß 
Land einen Theil des kurrheinischeu Kreises. 
Zu demselben Kreise gehörten auch die 3 großen geistlichen Erzstifter Mainz, 
Cöln und Trier, deren Erzbischöfe die Reichscanzler von Deutschland, Italien 
und Burgund waren. Wenn sich schon längst die geistlichen Stifter von ihrer ur¬ 
sprünglichen kirchlichen Bestimmung entfernt hatten, wenn sie statt der Verwaltung 
des Heiligen die ihres Kircheugutes sich angelegen sein ließen, welches eigentlich 
beim Mangel des baaren Geldes zum Unterhalt der Kirche und zur Besoldung der 
Geistlichen bestimmt war und in Lebensform gereicht wurde: so hatten sich eben im 
Geiste dieses Lchenssyftcms die Inhaber der Hochstiftcr zu weltlichen Herren aufge¬ 
schwungen, und ihre Capitularen bis auf einige Kirchenbesuche einem genußreichen 
Müßiggang sich hingcgcbcn. In den zu reichlich ausgestattcten Hochkirchen, in dem 
großen, durch die Hierarchie begünstigten Einflüsse dieser geistlich-weltlichen Fürsten auf 
die Reichsangelegenheiten (man denke an so viele von ihnen nach ihrem Nutzen geleitete 
Kaiserwahlcn l) darf die Lockerheit des deutschen Reichsverbandes eine Hauptursache 
finden, und die Anhänglichkeit an das Alte, verbunden mit der Consequenz eines 
nie ausstcrbenden Capitels wurde ein Haupthindcrniß der schnelleren Entwickelung 
Deutschlands nach Form und Geist. — Schon Marimilian hatte den Rhein, wegen 
der vielen daran liegenden geistlichen Gebiete, des heiligen römischen Reiches Pfaf- 
fengasse genannt, in welcher Chur das oberste, Costnitz das größte, Basel das 
lustigste, Straßburg das edelste, Spcier das andächtigste, Worms das ärmste, 
Mainz das würdigste, Cöln das reichste, Trier das älteste Stift hieß. Schon die 
Lage zwischen dem übrigen Deutschland und Frankreich gab den 3 Erzstiftern einen 
wichtigen Einfluß auf das Reich und seine Politik, noch mehr der Umstand, daß 
durch die Capitel die Aristokratie in ihnen ausschließlich begünstigt war, und der 
Erzbischof sehr häufig aus den ersten Herrscherfamilien Deutschlands stammte. Denn 
die Tage, wo, der gewöhnlichen Erzählung nach, eines Rademachers oder Fuhr¬ 
manns Sohn Willigis (fi 1011) sich als Erzbischof von Mainz seiner Abkunft so we¬ 
nig schämte, daß er ein Rad in seiner Pfalz anmalen ließ mit den Worten: 
Willigis, deiner Abkunft nicht vergiß! waren längst vorüber. Vielmehr saßen gegen 
Ausgang des Mittelalters in Mainz Grafen von Isenburg, Nassau, Henneberg, 
selbst ein Herzog Albrecht von Sachsen (fi 1484), und in der Zeit der Reforma¬ 
tion ein Markgraf Albrecht von Brandenburg (1514—45); in Trier Johann und 
Jakob, Markgrafen von Baden (fl 1503 und 1511), in Cöln Pfalzgraf Ruprecht 
1480), und Hermann, Landgraf von Hessen (fi 1508), auf den geistlichen Erz¬ 
stühlen. Die Domcapitel wählten, die Päpste bestätigten, die Kaiser belehnten die 
Erzbischöfe. Ihre Geschichte ist ziemlich einförmig und dreht sich um Wahlstreite, 
Bereicherungen aller Art, Zänkereien mit ihren Hauptstädten oder den Nachbarn 
herum; doch bekam jedes Erzftift auch seine Universität, Cöln 1388, Trier 1472, 
Mainz 1477.
	        
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