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der seinen Bruder im Zorne erschlagen hatte. Romulus war der
erste König von Rom.
Es fanden sich bald Männer genug ein. die sich in Nom
ansiedelten. Aber es fehlten die Frauen. Da lud Romulus die
Nachbarn zu einem Feste ein. Es kamen besonders viele Sabiner
mit Frauen und Töchtern, den Festspielen zuzuschauen. Da
stürzten plötzlich während der Spiele die Römer in die Menge
der Zuschauer, und jeder trug eine Jungfrau auf seinen Armen
in sein Haus. Voll Schrecken stoben die Eltern auseinander.
Aber die Sabiner kehrten bald gerüstet zurück, um die Frauen¬
räuber zu strafen. Da eilten ihnen ihre Töchter entgegen, flehten
sie an, vom Kampfe abzustehen und in Frieden und Freundschaft
mit den Römern zu leben. Ihre Bitten fanden Gehör, und seit
der Zeit bildeten Römer und Sabiner zusammen ein Volk. —
König Romulus, welcher immer mächtiger, aber auch immer
übermütiger gegen sein Volk wurde, soll einst während eines
Gewitters, als er gerade Heerschau hielt, ermordet worden sein.
Als sein Nachfolger wurde der friedliche und fromme Nu ma
P o m p i l i u s aus dem Volke der Sabiner gewählt.
§ 17. König Tullus Hostilius kämpfte gegen die Albaner, welche
sich nach dem Siege der drei römischen Horatier über die drei albanischen
Kuriatier den Römern unterwarfen und spater in Rom ansiedelten. Der König
Tarquinius Priskus baute großartige Abzugskanäle (Kloaken), um die
feuchten Thalgründe zwischen den 7 Hügeln der Stadt trocken zu legen. Dazu
legte er den Marktplatz (Forum) an und begann den Bau der Stadtmauern
und der Burg (Kapitol). Sein Nachfolger Servius Tullius gab dem
Reiche eine neue Verfassung. Bisher hatten nämlich die Nachkommen der alten
römischen Bauern (Patrizier) allein Rechte in Rom gehabt, die späteren An¬
siedler (Plebejer) aber gar keine. Servius teilte nun das ganze Volk nach dem
Vermögen in fünf Klassen. Wer 100 000 As (— 8700 Mk.) besaß, gehörte
zur 1. Klasse, wer 75 000 As hatte, zur 2. Klasse u. s. w. Die Bürger der
1. Klasse mußten sich volle Rüstung halten, aber sie hatten auch die meisten
Stimmen in der Volksversammlung Die Bürger der übrigen Klassen waren
je nach ihren Vermögen leichter bewaffnet; alle aber durften in der Volksver¬
sammlung mit abstimmen über Gesetze, Krieg und Frieden u. s. w.
§ 8 8. LarHuiuius Superbus (b. h. der Übermütige)
war der letzte Römerkönig. Er stieß seinen Schwiegervater vom
Throne und ließ ihn aus der Straße ermorden. Als König zwang
er die 'Reichen seines Landes, schwere Steuern zu zahlen; die
übrigen Bürger mußten hart arbeiten bei Vollendung der Burg
auf ' dem kapitolinischen Hügel und der Steinmauer um Rom.
Dadurch machte der König sich verhaßt bei seinen Unterthanen.
Als er einst die Stadt Ardea (einige Kilometer südwestlich von
Rom) belagerte, mißhandelte sein Sohn die edle Gattin eines
vornehmen Römers. Die Frau mochte die Schande nicht ertragen
und stieß sich den Dolch ins Herz. Da eilten ihr Gatte und
seine Freunde nach Rom. Hier erzählte Brutus die Frevelthat
des jungen Tarquinius und forderte die Römer auf, den König
und seine Familie zu vertreiben. Sofort setzten die Römer den