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König ab und erklärten, sie wollten nie einen König wieder haben,
sondern in Zukunft jedes Jahr zwei Männer wählen, die das
römische Reich regieren sollten (510). Diese beiden Männer
hießen Konsuln.' Ein Reich, welches so regiert wird, ist ein
Freistaat (Republik).
§ 10. Nom als Freistaat (Republik), 51o — 3o v. Chr.
Geb. — Anstatt des Königs regierten jetzt 2 Konsuln das römische Reich.
Sie waren zugleich Oberfeldherren und Oberrichter in Rom; 12 Diener (Liktoren)
mit einem Beile im Rutenbündel begleiteten sie. Der S e n a t half ihnen in der
Verwaltung des Staates. Die B o l k s v e r s a m m l u n g gab die Gesetze, wählte
die Beamten und beschloß über Krieg und Frieden. — Der junge Freistaat
hatte gleich schwere Kriege zu führen gegen Porsenna von Etrurien. In diesen
Kämpfen zeichneten sich die Römer Horatius Kokles und Mucius
Skävola durch Heldenmut aus. Durch diese Kriege gerieten die ärmeren
Klassen (Plebejer) in tiefe Schulden und barte Knechtschaft bei den Reichen
(Patriziern). Alle Bitten der Verarmten, die Lasten gu erleichtern, blieben
fruchtlos. Da wanderten die Plebejer aus von Rom nach dem heiligen Berge
in der Nähe der Stadt (494). Jetzt sandten die Patrizier den Menenius
Agrippa zu ihnen, welcher ihnen die Fabel von den Gliedern, die sich gegen
den Magen empörten, erzählte. Die Plebejer sahen ein, daß sie thöricht ge¬
handelt hatten. Als ihnen die Patrizier nun versprachen, daß ihnen ihre
Schulden erlassen und sie nicht mehr geknechtet werden sollten, kehrten die
Plebejer nach Rom zurück. Sie durften sich nun alle Jahre 2 Männer (Volks¬
tribunen) wählen, welche sie gegen harte Behandlung der Patrizier schützten.
Im Jahre 450 bekamen die Römer auf Verlangen der Volkstribunen ge¬
schriebene Gesetze auf 12 Tafeln.
§ 20. Kamillus Um das Jahr 390 brachen Gallier
aus dem heutigen Oberitalien in das römische Reich ein. In der
Nähe von Rom schlugen sie das römische Heer. Da flohen fast alle
Römer aus der Stadt, die wehrhaften Bürger aber zogen in die
Burg (Kapitol). Die Gallier nahmen Rom ein und verbrannten
die Stadt. Daraus belagerten sie die Burg, konnten sie aber
nicht gewinnen. Während dieser Zeit wählten die Römer, welche
aus der Stadt geflohen waren, den tapferen Kaniillus zum
Anführer. Aber die Wahl galt nur, wenn der Senat sie be¬
stätigte. Die Senatoren jedoch waren in der Burg. Da schwamm
ein kühner Römer in der Nacht den Tiber hinab,'schlich sich durch
die gallischen Wachtposten und erstieg auf einem geheimen Pfade
den Burgberg. Sofort genehmigten die Senatoren die Wahl,
und noch in' derselben Nacht kehrte der Römer zum Kamillus
zurück. Nun rückte Kamillus gegen die Gallier vor. AIs er in
Nom ankam, wogen die Belagerten eben dem Gallierkönige (Brennus)
1000 Pfund Goldes dar, um ihre Freiheit zu erkaufen. Da
eilte Kamillus hinzu und rief: „Nicht mit Gold, sondern mit
Eisen bezahlt der Römer seine Freiheit!" Nun entspann sich ein
blutiger Kamps, in welchem die Römer ihre Feinde besiegten und
verjagten. Rom aber wurde wieder ausgebaut.
§ 21. Nom erobert Italien. In der Zeit von 343 bis
290 führten die Römer drei schwere Kriege gegen ihre Nachbarn, die Sam-
nitcr. Dieses tapfere Volk wohnte in Samnium, Kampanien und andern