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Neunte Periode.
Klaus Groth (geb. 1819 zu Heide in Holstein, gest. 1899 als
Professor der Universität zu Kiel), bekannt geworden durch seine unter
dem Titel „Quickborn" (etwa — Jungbrunnen) 1852 herausgegebenen
Gedichte, die schönste Sammlung niederdeutscher Lyrik, reich an Perlen
tiefempfundener Lieder.
Als hervorragende Dramatiker sind zu bezeichnen:
Otto Ludwig (s. S. 478), der gleich Hebbel (s. S. 444), begabt mit
großer Schaffenskraft, echte Kunst suchte und sie in der Darstellung der
Lebenswahrheit, mochte sie auch herb und hart sein, zu finden glaubte.
Damit sind er und Hebbel die Vorgänger des neueren Dramas ge¬
worden. Von seinen Dramen seien nur genannt die bürgerliche Tragödie
„Der Erbförster", ein durch feine Charakterisierung trotz einzelner Schwächen
hervorragendes Werk, und das erhabene biblische Trauerspiel „Die Makkabäer",
reich an großartiger Seelenmalerei und überwältigender Tragik.
Emanuel Geibel (s. S. 412), bekannt durch seine Dramen „König
Roderich", „Brunhilde", „Sophonisbe" und sein auf der Bühne wirksames
Lustspiel „Meister Andrea".
Gustav Freytag (s. S. 479). Seine Dramen „Graf Waldemar",
„Die Fabier" u. a. überragt bei weitem das feine und wirkungsvolle
Lustspiel „Die Journalisten".
Martin Greif (s. S. 440). Seine Dramen zeugen gleich seinen lyrischen
Dichtungen von Gemütstiefe, Gedankenreichtum und sittlicher Gesinnung,
während die Sprache hin und wieder von Schwächen nicht frei ist.
Genannt seien die Trauerspiele: „Corsiz Ulfeldt, der Reichshofmeister von
Dänemark", „Nero", „Marino Falieri", die drei Hohenstaufendramen und
die Schauspiele, die sämtlich geschichtlichen und vaterländischen Inhalt haben:
„Prinz Eugen", „Heinrich der Löwe", „Ludwig der Bayer", „Hans Sachs",
„Agnes Bernauer, der Engel von Augsburg", „General Port".
Ludwig Anzengruber (geb. 1839 zu Wien, gest. daselbst 1889), ein
bedeutender Volksdramatiker, namentlich für Österreich. Er hat seine
Stücke in genauer Kenntnis des Volkscharakters, in naturalistischer Gestal¬
tung, in vorzüglichem dramatischen Aufbau, in urwüchsigem Humor und
in kräftiger, volkstümlicher Sprache verfaßt und zeigt sich überall völlig
unabhängig. Wir nennen von seinen Dramen, durch die er der Klassiker
des Volksstückes geworden ist, „Der Pfarrer von Kirchfeld" (freisinniges
Tendenzstück), „Der Meineidbauer", „Die Kreuzelschreiber", „Der Gewiffens-
wurm", „Das vierte Gebot". Auch auf dem Gebiete der Dorfgeschichten (der
Roman „Der Sternsteinhof", „Feldrain und Waldweg", „Dorfgänge") hat
er Bedeutung und ist ihm hierin nur sein Landsmann Rosegger zu vergleichen,
mit dem er hin und wieder auch kirchenfeindliche Richtung gemein hat.