Full text: Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt

74 4. Der Harz. 
Wasser, wo er in einen schwarzen Hund mit wagenradgroßen Augen verwandelt 
wurde. Von dieser Stunde an muhte er die Krone der Königstochter bewachen. 
Von ihm erhielt das rauschende Flüßchen den Namen Bode. 
2. D i e (Seite. 
Die Selke ist ein Nebenfluß der Bode und hat mit ihr die Richtung 
des Laufes gemein. Ihr Tal wird von A l e x i s b a d an recht lieblich. 
Aus dem herrlichen Buchenwalde, der ihre Ufer schmückt, treten oft merk- 
würdig gestaltete Klippen hervor. Die bedeutendste ist die sagenhafte 
Mägdetrappe über dem Eisenhüttenorte Mägdesprung. Von nun an 
verbreitet und verflacht sich das Tal immer mehr; doch kurz vor dem 
Eintritte der Selke in die Ebene erheben sich ihre User noch einmal in 
dem F a l k e n st e i n e mit altem Schlosse. 
B. Klima. 
Der Winter dehnt sich im Oberharze meist so lange aus, daß von 
einem Frühlinge kaum noch die Rede ist. Unsere Frühlingsmonate bringen 
den Harzern viel Feuchtigkeit (Schnee, Regen, Tau), zeigen geringe Wärme, 
oft sogar noch Frost. Die Sommermonate liesern auch noch viel Regen, 
die Herbstmonate am wenigsten. Der 15. Juli ist im Durchschnitt der 
wärmste und der 16. Januar der kälteste Tag: kaum vier Monate sind 
icljitee, ret Der Witterungswechsel tritt plötzlich ein, ebenso schnell ändert 
sich der Himmel; zwischen heiter und bewölkt liegen oft nur wenige Minuten. 
Der Nebel erreicht oft eine solche Dichte, das; sich die Bewohner im eigenen 
Heimatsorte verirren. Raums und Schnee decken häusig mit großer Last 
die Zweige und brechen sie ab. Wehe aber, wenn dann ein Sturm los- 
bricht! Baum um Baum wird entwurzelt oder wie ein Strohhalm zer- 
knickt. Gräßlich ist das Brausen und Heulen; nur kriechend kann man sich 
fortschleppen. Die Schneetreiben hüllen ost die Häuser bis ans Ober- 
geschoß oder gar bis zum Dach ein. Die niedrige Temperatur, ihr schneller 
Wechsel und der scharfe Wind nötigen den Harzbewohner zu besonderen 
Schutzmaßregeln. Seine niedrigen Häuser bekleidet er mit Holz; die Zimmer 
haben sast immer Doppelfenster, und diese werden mit Moos umrandet. 
Der mächtige Kachelofen ist meist zur Holzfeuerung eingerichtet. Wegen 
der Kühle der Morgen und Abende, selbst im Sommer, muß fast das 
ganze Jahr hindurch geheizt werden. Gegen die Unbilden der Witterung 
schützt der Oberharzer seinen Körper durch wollenes Unterzeug. Die SW., 
W. und NW. Winde sind am häufigsten. Die zahlreichen Gewitter 
treten mit großer Heftigkeit auf. Der Donner macht die Fenster klirren. 
Um den Brockengipfel ziehen die Gewitter meist herum oder gar noch 
100 bis 300 m tiefer, so daß man von der Kuppe auf die hängenden 
Gewitterwolken hinabblicken kann. Vom Brocken geht folgende Wetter- 
regel: „De Brocken, de lätt sick locken, aber de Elm (Höhenzug nördlich 
davon), dat is en Schelm."
	        
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