70
flusse unterworfen. Dies zum Teil unter dem Niveau des Meeres liegende Land
(50,000 Q-Ml.) ist im W. Steppe, im O. Gebirgsland mit schönen und äußerst
fruchtbaren, an Wein und Gemüse reichen, sowie mit lieblichem Klima gesegneten
Thälern. In dunkler Vorzeit soll es der Wohnsitz unserer Voreltern, der Arier,
gewesen sein, die dort als Hirten und Krieger lebten. Der Kaspische See,
8000 Q-Ml. und 26 m unter dem Spiegel des Meeres liegend, und der Aral¬
see, 1267 Q-Ml., sind Reste des erwähnten früheren Meeres. In den letzteren
ergießen sich der Syr Darja (Japartes) und der Amu (Opus). Das Gebiet des
Syr Darja, sowie das des unteren Amu und des in den Balknschsee mündenden Jli,
ferner der größere Teil des dem östlichen Turan angehörenden Chanats Khokand,
genannt Ferghana, sind jetzt russisches Besitztum.
In ersteren liegen die Städte Taschkend, 90,000 E., Samarkand, das „Mekka
Mittelasiens" und die Handelsstadt Kuldscha am Jli, in dem letzteren Khokand am oberen
Syr, 50,000 E.
Der 150 Ml. lange Kaukasus, zwischen dem Schwarzen Meere und dem Kas¬
pischen See, der sich im Kasbek 5045 und im Elbrus 5663 m erhebt, fällt,
ähnlich den Pyrenäen, steil nach N. in die flachen Steppen Südrußlands ab und
setzt sich nach S. mit den Gebirgen Armeniens und Kleinasiens in Verbindung. Eine
Menge nach Abstammung und Sprache verschiedener Völkerschaften, wie die Grusier,
Mingrelier, Ts ch er kessen n. a., meist kräftig und schön, aber ungebildet, bewohnen
das an Erzen, Steinkohlen und Petroleumquellen reiche Gebirge.
Tiflis am Kur, 70,000 E., ist die Hauptstadt des russischen Transkaukasien; Kn-
tais am Rion und das im letzten russisch-türkischen Kriege gewonnene Batum am Schwarzen
Meere sind wichtige Handelsstädte; Eriwan ist der Hauptort des russischen Armenien,
Baku die „Petroleumstadt" am Kaspischen See.
8 56. Die asiatische Türkei, 34,000 Q-Ml., 17 Mill. E.
Sie umfaßt Klein-Asien, die westliche Halbinsel, Syrien und Palästina,
Mesopotamien, das Land des Euphrat und Tigris, und einen Teil von Arme¬
nien und Arabien.
Das 10,000 Q-Ml. große Plateau Kleinasiens, aus drei Seiten von Meeren
umgeben, war einst durch seine Fruchtbarkeit und durch die Kultur blühender Staaten
berühmt; jetzt aber ist es großenteils verödet und verarmt. Nur die steil zunl Meere
abfallenden Randgebirge haben noch wohl bewaldete Terrassen und fruchtbare Thäler;
das Innere aber, durchschnittlich 1000 m hoch gelegen, zu dem die Gebirge all¬
mählich absinken, ist meist Steppe oder Salzwüste. Der Taurus im S. erhebt sich
zu Gipfeln von 1300—2600 m. Aber auch das Innere ist mascheuartig von Ge¬
birgen durchzogen und erhebt sich in dem Arghi Dagh, dem Argäus der Alten,
bei Kaisarieh (Cäsarea) 3851 m, also am höchsten. So können sich die meisten
der auf den Gebirgen des Inneren entspringenden Flüsse, wie der Kysil Jrmak
(Halys), dessen Quellen auf dem Autitaurus liegen, der viel gewundene Mender
(Mäander) und Kedis (Hermus) ihren Weg zum Meere bahnen. Einige verlieren
sich freilich auch in abflußlosen Salzseeen, wie in dem Tus-Tschöllii. Die Sommer
sind in dem Inneren sehr heiß, die Winter eisig kalt. Von den Hütten der Be¬
wohner ist oft nur das Strohdach zu sehen, während die Wohnräume selbst sich in der
Erde verbergen, um gegen die Glut des Sommers und die Kälte des Winters geschützt
zu sein. Unter den Bewohnern sind die Griechen die thätigsten und wohlhabendsten.
Smyrna, 150,000 E., in der Mitte der Westküste, Brussa am Fnße des asiatischen
Olympus, 70,000 E., Skntari am Bosporus, Constantinopel gegenüber, sind Handelsstädte.,