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Lumpenkerlen muß ich mich schlagen!" äußerte Friedrich voll Ekel. Zu Seydlitz
aber sprach er: „Auch diesen Sieg verdanke ich Ihm!"
In Sachsen bezog Friedrich bei Hochkirch ein offenes Lager. Da überfiel
ihn Daun früh am 14. Oktbr. und hätte die ganze Armee vernichtet, wenn
Zielen nicht so wachsam gewesen wäre. — Im Westen besiegte Ferdinand von
Braunschweig die Franzosen bei Krefeld, im nächsten Jahre bei Minden.
1759 war ein Unglücksjahr. Bei Kunersdorf, nahe bei Frankfurt,
stand Friedrich am 12. August den Russen und Österreichern gegenüber.
Schon wichen die Russen; aber Friedrich rief aus: „Es genügt nicht, sie zu
schlagen, man muß sie vernichten!" Doch die ermatteten Preußen waren den
frischen österreichischen Truppen nicht mehr gewachsen, und erlitten eine voll¬
ständige Niederlage. Zwei Pferde wurden unter Friedrich erschossen, und
eine Kugel prallte von einer goldenen Dose in seiner Westentasche ab. „Giebt
es keine verwünschte Kugel für mich!" rief Friedrich verzweiflungsvoll. Die
Zwietracht der beiden Feldherren rettete ihn vor Vernichtung.
1760 siegte Friedrich bei Liegnitz über Daun und Laudon, Zielen
bei Torgau, als sich Friedrich schon zurückgezogen hatte.
1761 konnte sich Friedrich nicht im offenen Felde halten und mußte sich
im festen Lager bei Bunzelwitz verteidigen. Zielen tröstete ihn: „Der alte
Bundesgenosse droben verläßt uns gewiß nicht!" Friedrich schrieb: „Hätte ich
mehr als ein Leben, ich wollte es für mein Vaterland hingeben."
1762 fiel ein Lichtstrahl in das Dunkel. Der neue Kaiser von Rußland
schloß Frieden und ließ seine Truppen zu denen Friedrichs stoßen. Leider wurde
er bald ermordet; seine Gattin Katharina II. rief die Truppen ab, hielt aber
den Frieden. Während die Russen unthätig in Schlachtordnung standen, siegte
Friedrich bei Burkersdorf, sein Bruder Heinrich aber bei Freiberg.
1763 am 15. Februar kam es endlich zum Frieden von Hubertus¬
burg, da die Feinde einsahen, daß sie Friedrich nicht überwältigen konnten.
Er behielt Schlesien und dazu die Bewunderung Europas. Berlin wollte den
siegreichen König mit Jubel empfangen, er aber ging nach Charlottenburg in
die Schloßkapelle und lauschte dem Lobgesange: „Herr Gott, dich loben wir!"
Thränen der Rührung entquollen seinen Augen.
6. Wie Friedrich als Landesvater für sein Volk sorgte. In kurzer
Zeit heilte Friedrich die schweren Wunden des Krieges. Er hob den Landbau,
indem er Steuern erließ, Saatkorn verteilte, Pferde hergab, Millionen als Unter¬
stützungen oder Darlehen verteilte und sumpfige Gegenden trocken legen ließ.
„Mitten im Frieden habe ich da eine Provinz gewonnen!" rief er beim Anblick
der Felder und Wiesen im Oderbruch aus. An 300 Dörfer hat er neu auf¬
bauen lassen. Auch den Gewerbfleiß förderte er durch Fabriken, Wege, Kanäle
und Häfen. Besondere Verdienste erwarb er sich um die Rechtspflege. „Un¬
gerechte Richter sind gefährlicher als eine Diebesbande!" sagte er. Das Proze߬
verfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „All¬
gemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Seine Zeit teilte er sorgsam ein.
„Nichts sieht dem Tode ähnlicher als Müßiggang!" sagte er. Sich selbst nannte
er den ersten Diener des Staates. Nichts that er für sich, alles für seine
Unterthanen.
7. Wie er aussah und lebte. Friedrich war klein und hager, seine
Haltung etwas gebeugt aber edel, sein graublaues Auge scharf und durch¬
dringend, sein Gang rasch und stolz, seine Kleidung sehr einfach. Meist trug er
einen blauen Soldatenrock mit roten Aufschlägen, einen dreieckigen Hut, lange
Reiterstiefel, in der Hand einen Krückstock, in der Tasche eine Tabaksdose und»