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Geographie.
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besonders des Pangani und des Rufidschi, ist viel fruchtbares Land vor¬
handen, das für den Anbau von Reis, Zuckerrohr, Baumwolle, Sisal¬
hanf und andern Gewächsen geeignet ist. Die Küstenebene ist trocken. In:
Gegensatz zur Küste ist sie dünn bevölkert, hauptsächlich infolge früherer Sklaven-
sagden. Es folgt wie bei Togo und Kamerun ein regenreicher Gebirgsabfall
und als viertes Naturgebiet das trockenere Steppenhochland des Inneren. Auf
diesem erheben sich vereinzelt gewaltige Vulkanberge, wie der 6000 m hohe
Kilimandscharo (Bild 38). Diese Berggebiete bilden, da sie mehr Regen
empfangen, Klima-, Pflanzen- und Kulturoasen inmitten der Steppe.
Zur Besiedlung mit Europäern eignen sich vorwiegend die Gebirgs-
l a nd sch a ft en. In den U samb ä ra- B e rg en wurden große Kaffeepslanzungen
angelegt. Eine Eisenbahn wurde von Tanga dorthin gebaut. Die Eisen¬
bahn voll Daressalam (= Friedenshaus) nach Mrogoro soll bis Tabora
(35000 E.) fortgeführt werde::, um die wichtigen Seengebiete mehr an
die Küste anzugliedern. Der Ausbau des Eisenbahnnetzes ist unbedingt nötig,
wenn Ostafrika für Deutschland eine wertvolle Kolonie werden soll. Es kann
außer Palmöl, Kautschuk und Elfenbein große Mengen Baumwolle,
Kaffee, Sisalhanf und andre Erzeugnisse liefern. Die Küstenbevölkerung
setzt sich aus indischen Kaufleuten, aus Arabern und den Suaheli (spr.
swaheli, d. h. Küstenbewohner), einer Mischrasse von Arabern und Negern, zu¬
sammen. Aufblühende Hafenplätze sind Daressalam (10000E.), Tanga
und Lindi.
4. Deutsch-Südwestafrika. Die Kolonie liegt zum Teil noch in der heißen
Zone, zum Teil schon in der gemäßigten. Europäer, also auch deutsche
Auswanderer, können in ihr leben. Ungünstig ist jedoch, daß das Klima des
Landes sehr trocken ist. Es sind zwei Naturgebiete zu unterscheiden, das
Küstenland und die Hochflächen und Gebirgsländer des Inneren.
Die Küste hat ein noch viel trockeneres Klima als die Togoküste; sie ist fast
regenlos. Ein breiter Landstreifen längs der Küste, der es auch an guten
Häfen fehlt, ist daher wüstenartig. Wer mit dem Schiffe ankommt, erblickt
zuerst nur Sanddünen, die nicht einmal den Flüssen einen Weg zum Meere
freilassen. Der erste Eindruck, den man von Deutsch-Südwestafrika erhält, ist
also ein sehr wenig erfreulicher. Nach dem Inneren wird aber das Land, je mehr
es ansteigt, um so grüner. Zum Ackerbau im großen sind aber nur die nörd¬
lichen, noch wenig bekannten Gebiete geeignet. In dem übrigen Lande Pt
künstliche Bewässerung nötig. Es müssen also artesische Brunnen erbohrt
und Standämme angelegt werden. Am besten eignet sich die Kolonie jedoch zur
Viehzucht, besonders zur Schafzucht und zur Zucht der Angoraziegen.
Auch mineralische Schätze sind vorhanden, besonders Kupferlager.
Vor dem Hererokriege hatten sich in Deutsch-Südwestafrika schon Hunderte
deutscher Farmer angesiedelt. Von den deutschen Kriegern sind viele im
Lande zurückgeblieben. So verspricht die Kolonie nach den großen Opfern,
die das deutsche Volk für dieselbe bringen mußte, ein deutsches Land zu werden.
Alle Fortschritte werden von den Eisenbahn- und Wasserbauten abhängen