Full text: Ferdinand Hirts neues Realienbuch

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Geographie. 
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an Wein und Südfrüchten könnten später unsre Kolonien liefern. Ol wird 
von vielen Gewächsen, besonders vom Olbaum, von Flachs, Raps, Erdnuß und 
mehreren Palmenarten gewonnen. Das beste Speiseöl liefert der Olbaum, 
der namentlich in den Mittelmeerlündern angebaut wird; sein Anbau wäre 
auch in Deutsch-Südwestafrika möglich. Palmöl wird aus den deutschen 
Kolonien in bedeutender Menge ausgeführt. Den besten Tabak liefern 
Kuba, der O. der Vereinigten Staaten Nordamerikas und Niederländisch-Jndien. 
Deutschland erzeugt nur geringwertigen Tabak, könnte aber in seinen 
Kolonien auch bessere Tabaksorten gewinnen. 1908 mußte es über 120 Mill. Mark 
fiir Tabakerzeugnisse ausgeben. 
Von tierischen Nahrungsmitteln sind besonders Fleisch der Tiere, 
Eier, Butter, Käse, Schmalz und Talg, ferner Fische zu nennen. Wie 
Deutschland nicht genügend Getreide hervorbringt, so auch nicht genügend 
Fleisch. Es mußte 1908 für eingeführtes Vieh, Fleisch, Federvieh, Eier, 
Butter, Käse, Schmalz und Talg zusammen fast 600 Mill. Mark ausgeben. 
Die viehreichsten Gebiete der Erde sind die trockenen Grasländer Nordamerikas, 
Südamerikas, Südafrikas und Australiens. Die Rinderzucht ist ferner in Däne¬ 
mark, Südschweden, Finnland, Rußland und Sibirien bedeutend. Der Ertrag 
der deutschen Seefischerei beträgt etwa 25 Mill. Mark, wovon auf die 
Nordsee 22, auf die Ostsee nur 3 Mill. Mark entfallen. 1908 mußte Deutschland 
noch für 75 Mill. Mark Fischereiprodukte einführen, besonders aus Norwegen. 
Außer der Westküste Norwegens gehören noch das Chinesische Meer und die 
Bank von Neu-Fundland zu den Hauptfanggebieten der Erde. 
Von mineralischen Nährstoffen ist hauptsächlich das Salz zu nennen, 
das aber weniger Gegenstand des eigentlichen Welthandels ist. Deutschland 
besitzt an Salz einen großen Reichtum. 
Gewerbliche Rohstoffe. Die wichtigsten gewerblichen Rohstoffe, die 
das Pflanzenreich liefert, sind die Gespinststoffe: Baumwolle, Flachs, 
Hanf, Sisalhanf und Jute, ferner Kautschuk, Ol und Holz. Deutsch¬ 
land hat an diesen Stoffen einen ungeheuern Bedarf. Von Gespinststoffen 
erzeugt es selbst nur geringe Mengen von Flachs und Hanf. Auch die Ol- 
gewinnung ist nicht bedeutend; es war 1908 eine Mehreinfuhr im Werte von 
200 Mill. Mark nötig. An Holz ist Deutschland zwar reich; doch mußte es 
i. I. 1908 noch für mehr als 250 Mill. Mark Holz einführen. Sisalhanf wird 
in Deutsch-Ostafrika schon in bedeutenden Mengen gewonnen. Auch der 
so wichtige Baumwollbau wird in den deutschen Kolonien, besonders 
in Togo, jetzt eifrig gefördert. Dies ist von größter Bedeutung; den:: Deutsch¬ 
lands Bedarf an Baumwolle ist so groß, daß es für diesen Gespinststoff jährlich 
400—500 Mill. Mark ausgeben muß, ferner für Flachs fast 30, für Hanf 20 
und für Jute 50 Mill. Mark. Kautschuk liefern zwar ebenfalls die deutschen 
Kolonien, besonders Deutsch-Ostafrika, Togo und Kamerun; es ist jedoch noch 
eine Einfuhr im Werte von etwa 70 Mill. Mark nötig. 
Die wichtigsten tierischen Rohstoffe, die in der Industrie verwandt werden, 
sind Häute, Wolle, Pelzwerk und Seide. Deutschland führte 1908 für
	        
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