136
Geographie.
II
IV. Der Kalender.
Wie der Mensch, um sich auf der Erdoberfläche zurechtzufinden, eines
allgemein gültigen Längenmaßes bedarf, so hat er für sein Leben, für seine
Tätigkeit auch ein Zeitmaß nötig. Er will wissen, wann er mit einer
Tätigkeit anfängt und aufhört. Das wichtigste Zeitmaß ist der Tag. Er
wird in Stunden, Minuten und Sekunden eingeteilt. Das größere Zeit¬
maß ist das Jahr. Die Zeiteinteilung aber nennen wir Kalender.
Als Sterntag bezeichnen wir die Zeit einer Umdrehung der Erde um sich
selbst, als Sonnentag die Zeit eines scheinbaren Umlaufs der Sonne um die
Erde. Im bürgerlichen Leben bedient man sich ausschließlich des Sonnen¬
tages als Zeitmaß. Man rechnet den Tag von Mitternacht bis Mitternacht und
teilt ihn in 24 Stunden ein. Im engeren Sinne heißt Tag die Zeit, in der
es hell ist, die Zeit aber, in der es dunkel ist, Nacht. In einem Orte, der
östlich von uns gelegen ist, geht die Sonne früher auf als bei uns. Die
Ortszeit ist also für alle Orte nach O. und W. hin verschieden. Für jeden
Längengrad beträgt der Unterschied 4 Minuten (24 Stunden oder 1440 Mi¬
nuten: 60 = 4). Liegt also ein Ort 5° östlicher als ein andrer, so geht für ihn
die Sonne 5 x 4 = 20 Minuten früher auf. Diese Verschiedenheit der Ortszeit
ist namentlich im Eisenbahnverkehr störend. Deshalb hat Deutschland die Orts¬
zeit des 15.Meridians östlich von Greenwich als mitteleuropäische Einheits¬
zeit eingeführt, und andre Staaten Mitteleuropas haben sich ihm angeschlossen.
Das größere Zeitmaß, das Jahr, ist nach der Umlausszeit der Erde um die
Sonne festgesetzt worden. Man rechnet das Jahr im allgemeinen zu 365 Tagen.
Die Erde gebraucht aber zu ihrem Umlaufe 365 Tage, 5 Stunden, 48 Mi¬
nuten und 47 Sekunden. Der Eintritt des neuen Jahres beginnt also etwas
später als nach 365 vollen Tagen. In 4 Jahren beträgt die Verschiebung schon
fast einen Tag. Sie mußte durch einen Schalttag ausgeglichen werden. Da¬
her hat man schon in ältester Zeit Schalttage eingeschoben. Der julia-
nische Kalender, der von Julius Cäsar angeordnet wurde, setzte die
Dauer des Jahres zu 365| Tagen fest und bestimmte, daß jedes 4. Jahr
ein Schaltjahr mit 366 Tagen sein sollte. Es wurde hierbei aber etwas zu¬
viel gerechnet, nämlich 4 x 11 Minuten und 13 Sekunden. Deshalb bestimnüe
der Papst Gregor XIII., indem er den noch heute gültigen gregorianischen
Kalender einführte, daß nur die Huudertjahre, bei denen die Anzahl der
Hunderte durch 4 teilbar ist, Schaltjahre sein sollen, also 1600 und 2000, die
übrigen, z. B. 1900, aber nicht. In Rußland hat man bis auf den heutigen
Tag den Manischen Kalender beibehalten. Die russische Zeitrechnung ist in¬
folgedessen um 13 Tage zurück.
Man teilt das bürgerli che Jahr, das am 1. Januar beginnt, in 12 Monate
ein. Von diesen haben vier Monate, nämlich April, Juni, September
und November, 30 Tage, sieben, nämlich Januar, März, Mai, Juli,
August, Oktober und Dezember, 31 Tage, während der Februar nur 28,
in Schaltjahren 29 Tage zählt.