fullscreen: [Band 4 = Unter-Tertia, [Schülerband]] (Band 4 = Unter-Tertia, [Schülerband])

dampfender Milchsuppe, extra gekocht für den Schneider. Daß der Dummis 
zu Mittag nicht fehlen würde, wußte Meister Zwirn aus alter Er¬ 
fahrung,- aber ein Gedanke beschäftigte ihn den ganzen Morgen, nach¬ 
dem er seine Nrbeit aufgenommen hatte: wie er diesmal, wo ein ganz 
besonderes Gelüste sich in ihm regte, zu einer möglichst großen Portion 
Dummis gelangen könnte. 
Der Schneider wußte, daß er als Teilhaber an dem fröhlichen 
Mahle den Hermesbur bekommen sollte, der ebenfalls gern Dummis 
aß. Denn so war's noch zu meiner Kinderzeit Sitte, daß wenn ein 
Schuhmacher oder Schneider auf dem Land ins Kundenhaus kam, ihm 
und dem Bur besonders serviert wurde. 
wenn „die Völker", wie der Bauer im Kinzigtal heute noch seine 
Dienstboten nennt, gegessen hatten, wurde frisch gedeckt für den „Bur" 
und für den „Meister". Je nach der Urt der Bäuerin und der (Dualität 
des Bauernhofes gab's da ein mehr oder weniger großes „Herrenessen". 
Die hermesbüri war bester Urt und der hermeshos der schönsten einer im 
ganzen,,hambe".h 
Mehr denn eine „Prise" aus der keinem Schneider der alten Zeit 
fehlenden Schnupftabaksdose wanderte in die Nase des Schneidersepp, 
als er an jenem Wintermorgen nachdenklich in der Stube nähte, während 
der Bauer mit seinen Knechten in der Scheune seine Sommerfrucht aus- 
drosch, daß es hellauf ins Tal hinuntertönte. Die Bäuerin spann mit 
ihren Mägden, auf der Ofenbank sitzend, und wunderte sich, daß der 
Meister heute so still war. Sonst hatte er immer das Neueste aus dem 
„Städtle" erzählt und die „Wiwervölker"'h aufs beste unterhalten. 
Die gute Hrau ahnte nicht, daß der Schneider seit seinem Hiersein 
einem Attentat auf den Hermesbur nachbrütete. Doch als bie Bäuerin 
nach zehn Uhr den Spinnrocken verließ und mit den Worten in die 
Küche ging: „So, Meister, jetz willi go, d'r Dummis richte," da war 
der Plan des Schneiders fertig. 
Um elf Uhr rückten die Völker zum Essen an, Knechte und Mägde, 
und als diese nach einer halben Stunde abzogen, ward für den Meister 
und den Bur gedeckt. Suppe, Speck und Sauerkraut bildeten den Ein¬ 
gang, dem mein Schneider aber sehr wenig Beachtung schenkte, hierauf 
brachte die Bäuerin eine Platte voll Dummis, garniert mit „huzeln",h 
und jetzt ließ der Großvater eines Hofrats und meines Nagler-Nachbars 
Valentin seinen Plan los. „Hermesbur," so brach er sein Schweigen, 
„i Han Euer vatter no guat kennt, Han em mengeh Schöbe gemacht un 
Sunntigshose us Kalbläder. 's isch a brave Mann g'si, schad', daß 'r 
') Sarmersbach. 2) „tviwervölker" nennt der Rinzigtäler alle weiblichen Geschöpfe 
im Haus, vom Kin6 bis zur Großmutter. ;l) Ganze, gedörrte Birnen. ^manchen.
	        
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